Interview mit Sanjay Kumar, President und CEO von Computer Associates

"Übernahmen bereiten Kunden Probleme"

15.03.2002
MÜNCHEN (IDG) - Im Gespräch mit der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" äußert sich Sanjay Kumar, President und CEO von Computer Associates, über das gespannte Verhältnis zu seinen Kunden.

CW: Worauf führen Sie die seit Jahren schwelenden Schwierigkeiten mit Ihren Kunden zurück?

Kumar: Erstens: auf Firmenübernahmen. Da kommt es immer wieder zu Reibereien mit Kunden. Firmen haben sich für ein Produkt eines CA-Konkurrenten entschieden, die zuständigen Mitarbeiter haben dies auch gegenüber ihrem Management vertreten. Und dann kommen wir und kaufen diesen Hersteller. Zweitens: Es ist bei uns Usus, nach einer Übernahme gleich mit der Restrukturierung zu beginnen. Geplante Kündigungen werden sofort und auf einen Schlag ausgesprochen. Bei keiner Firmenakquisition hat es bisher eine zweite Entlassungswelle gegeben. Ich finde dieses Vorgehen besser, als den Leuten anfangs zu versprechen, es sei alles okay, ihnen aber später zu kündigen. Die freigesetzten Leute waren natürlich nicht gut auf uns zu sprechen und gingen zu Konkurrenten. Mitbewerber haben diese Angestellten in großer Zahl angeworben. So entstand beispielsweise die Firma Legent, die sich dann als CA-Alternative anpries. Doch die Rechnung ging nicht auf: Wir haben Legent übernommen. So ähnlich lief es bei Platinum.

CW: Platinum ist ein interessanter Fall: Einige Kunden dieser Firma hatten sich vor Abschluss eines Kaufvertrags zusichern lassen, dass sie den dreifachen Wert des verhandelten Betrags ausbezahlt bekommen, sollte CA Platinum kaufen.

Kumar: Wir haben nicht einem einzigen Kunden etwas gezahlt. Die Firmen kamen zu uns und sagten, dies sei letztendlich doch keine Geschäftsgrundlage. Bei einem Unternehmen ging es immerhin um einen Betrag von über 75 Millionen Dollar. Allerdings muss ich zugeben, dass es einiger nicht ganz einfacher Diskussionen bedurfte.

CW: Was war Ihrer Meinung nach die Sorge der Anwender bei einer Übernahme ihrer Lieferanten durch CA?

Kumar: Legent verbreitete, CA würde die Produkte kaufen und ausschlachten, statt sie weiterzuentwickeln und alle Mitarbeiter entlassen. Allerdings waren wir auch nicht gerade klug und nicht sehr sanft im Umgang mit der Presse und der Branche.

CW: Sie sind der Nachfolger von Firmengründer Charles Wang. Welchen Einfluss hatte der Führungswechsel bei CA auf die Firmenkultur?

Kumar: Ich glaube, wir haben alle dazugelernt. Sie hören oft, CA poche auf jede Zeile im Kundenvertrag, statt konstruktiv mit den Firmen zusammenzuarbeiten. Dieses frühere Verhalten hat Probleme verursacht.

CW: CA redet zurzeit viel über Partnerschaften statt von Übernahmen. Haben Sie Ihre Strategie geändert?

Kumar: Für die nächsten eineinhalb Jahre sind keine großen Akquisitionen geplant. Unsere Strategie besteht in der Tat darin, Partnerschaften einzugehen und von innen heraus zu wachsen. (fn)

Ermittlungen gegen CADie US-amerikanische Börsenaufsicht sowie die Staatsanwaltschaft ermitteln gegen Computer Associates wegen möglicher Bilanzfälschung. Der Softwareanbieter hat seit Oktober 2000 sein Berichtswesen geändert. "Es gab zwar Gespräche zwischen den Behörden und der Geschäftsleitung, konkrete Informationen wurden bisher jedoch nicht angefordert", sagte CA-Chef Sanjay Kumar gegenüber der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" und macht deutlich, dass es sich um vorläufige Ermittlungen handle. Die Ermittler seien durch Berichte aufmerksam geworden, die seit einiger Zeit durch die Presse geistern. "Unser Job ist es, die Sachverhalte zu klären, dann wird man uns rehabilitieren."

Wenig erfreulich für Kumar sind die aktuellen Reaktionen der Finanzwelt. Die Rating-Agentur Moody''s Investor Services hat Kreditwürdigkeit des Softwareanbieters heruntergestuft (von Baa2 auf Baa1). Sie liegt damit nur zwei Stufen über dem Junk-Status. Zudem beurteilt die Firma die Aussichten des Konzerns in puncto Kreditbewertung als negativ ein. Zu diesem Schritt hatte sich Moody''s aufgrund des prognostizierten Rückgangs der Bareinnahmen aus dem operativen Geschäft von 28 Prozent entschlossen. Mit dazu beigetragen haben aber auch die Berichte über Ermittlungen der Börsenaufsicht. Durch die Herabstufung verteuern sich die Kredite für CA.

Der Softwarekonzern brachte seine Enttäuschung und Ablehnung gegen die Entscheidung von Moody''s zum Ausdruck, die nach eigener Darstellung nicht den Fakten entspricht. Seit Anfang des Jahres habe die Firma 400 Millionen Dollar an Krediten getilgt. Zudem könne man seit 1998 einen jährlichen Cash-Flow von über einer Milliarde Dollar vorweisen. Dem Hersteller ist der Ernst der Lage offenbar bewusst: Die Geschäftsleitung wandte sich mit einer Stellungnahme auf der Website www.cai.com direkt an die Kunden, um über die Situation zu informieren.