Überlegungen zum Kommunikationsprozess:Ohne Akzeptanz ist die Rechnung falsch

12.06.1981

Rentabilität und Mitarbeiterverhalten, beide Begriffe liegen sich naher - ja beeinflussen sich sogar - mehr als man allgemein bisher berücksichtigt hat. Denn, was im Büro der vergangenen Jahre bei beziehungsweise mit Datenverarbeitung und Büroautomation nur an wenigen speziellen Arbeitsplätzen - daher im weitesten Sinne nicht allgemein - geschafft beziehungsweise verursacht wurde: Die direkte Beeinflussung aller Büromitarbeiter, wird erst durch das wachsende Fernmeldedienstangebot für die Kommunikation jeder mit jedem jetzt ein Jedermann-Thema im Büro.

Beim Telefonieren war es noch einfach; es war nicht viel mehr als eine Handlung, die man auch im privaten Bereich praktizierte. Mit der Ausweitung bestehender weiterer Fernmeldedienste - wie Fernschreiben (Telex) und Fernkopieren (Telefax) und mit der zu erwartenden Einführung von Ferntexten (Teletex) und Ferninformieren (Bildschirmtext) - rückt die Hemmschwelle "Akzeptanz durch Mitarbeiter" in den Vordergrund.

Selbst wenn sich die Frage nach der Rentabilität bisher im Hinblick auf Investitionen im Bürobereich nicht so kraß stellte (wie man es bei der Fertigungsrationalisierung praktizierte) muß man beachten, daß ein wesentlicher Faktor der Mensch, der Mitarbeiter ist. Wenn der Mitarbeiter eine Innovation nicht akzeptiert, ist die Rentabilitätsrechnung bereits falsch. Wenn also Produktivitätsbetrachtungen vorliegen, ist damit die Arbeit noch nicht getan. Ein Organisator, der unter dem Zwang leben muß, da er weiß, sein Chef kennt die Produktivitätstrechnung und erwartet nun Einsparungseffekte, kann sich sehr schwer tun. Von einer Geschäftsleitung sollte man erwarten dürfen, daß sie den Organisator nicht unter Druck setzt, wenn beide Ebenen beachten daß "Rentabilität und Mitarbeiterverhalten" als Ganzes zu betrachten sind und damit dem Organisator die Möglichkeit gegeben werden sollte, unter Einbeziehung der betroffenen Mitarbeiter, zu planen und dann zu handeln.

Als Beispiel, wo - nach der Akzeptanz von Telefon und Fernschreiber - eine derartige Diskussion, Information und Motivation über die Vorteile - für die Mitarbeiter - erforderlich ist, könnte man die zum Teil noch gegebene beziehungsweise erkennbare Hemmschwelle bei der Einführung des Telefaxdienstes (Fernkopieren) ansehen. Denn gerade bei diesem Kommunikationsmedium liegt ein Großteil der Rentabilität in der Hand des Mitarbeiters. Er muß wissen, akzeptieren und profitieren von der Tatsache, daß nur mit Telefax bereits vorhandene Vorlagen, Skizzen, Texte, Handnotizen - unter Einsparung von Post- und Botenwegen - schwarz auf weiß übertragen werden können.

Bei der Motivation zum Fernkopieren kann sich dann ergeben, daß der Mitarbeiter akzeptiert unter dem Hinweis " . . . aber dann will ich den Fernkopierer auch in meiner Nähe haben, hier im Büro . . .".

Dann sollte man die Diskussion beenden, denn mit diesem Argument hat der Mitarbeiter recht: Denn Fernkopieren ist - wie jedes Medium für die Kommunikation jeder mit jedem nur direkt am Arbeitsplatz am wirtschaftlichsten eingesetzt.

*Heinz-Dieter Grösser, Siemens AG, München.