Überlebensstrategien für IT-Beschäftigte

17.10.2008
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Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Die Auswirkungen der Finanzkrise bereiten auch IT-Profis sorgen. Selbstvermarktung ist jetzt das Gebot der Stunde.

Trotz des Fachkräftemangels in der IT-Branche rechnen Experten aufgrund der weltweiten Finanzkrise mit künftigen Entlassungen und anderen Personalmaßnahmen. So hat die Walldorfer Softwareschmiede SAP bereits einen Einstellungsstopp und Zwangsurlaub für Weihnachten verkündet.

Zudem drohen Entlassungen im Banken- und Finanzsektor. Softwarehäuser und Dienstleister, die weniger Aufträge aus der Finanzbranche erhalten, werden nicht umhinkommen, ebenfalls Personal abzubauen. Marktinsider befürchten, dass viele Unternehmen dieselben Fehler wie nach dem Platzen der Dotcom-Blase begehen und zu viele Mitarbeiter entlassen, die sie anschließend für teures Geld wieder suchen und einstellen müssen.

Sorge um Arbeitsplatz

"Bei den Mitarbeitern in allen Branchen geht die Angst um", sagt die Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert. Die Finanzkrise sei derzeit überall präsent - besonders in Bewerbungs-, Jahresend- und Gehaltsgesprächen. Nicht selten werde mit der Krise ein geringeres Einstiegsgehalt oder eine Gehaltsstagnation begründet. Auch Praktika würden abgesagt oder geplante Einstellungen verzögert.

Dass Arbeitnehmer sich derzeit um ihren Arbeitsplatz sorgen, ist daher verständlich. Wie sie sich angesichts der Krisensituation verhalten können, dafür hat Karriereexpertin Hofert neun Tipps zusammengestellt:

  1. Halten Sie sich zurück mit apokalyptischen Prognosen und zitieren Sie gegenüber dem Arbeitgeber jetzt nicht gleich Karl Marx. Das Unternehmen will und braucht Optimisten - ganz genau wie die Börse.

  2. Wechseln Sie derzeit nur, wenn Sie wirklich sicher sind, es beim neuen Arbeitgeber besser zu treffen. Eine alte Regel lautet: Die letzten (Eingestellten) werden die ersten sein, denen man kündigt.

  3. Fragen Sie, wenn Sie doch wechseln wollen oder müssen, das neue Unternehmen nach seinen Strategien in der Finanzkrise. Springen Sie nur auf dynamische Motorschiffe und nicht auf sinkende Dampfer.

  4. Arbeiten Sie nicht still vor sich hin in der Hoffnung, unbehelligt zu bleiben. Kommen Sie aus der Deckung: Bringen Sie Ideen, Vorschläge, seien Sie konstruktiv in der Krise, kommunizieren Sie Erfolge.

  5. Fordern Sie eine offene Kommunikation von Ihren Vorgesetzten. Sprechen Sie es an, wenn Sie das Gefühl haben, dass sich hinter verschlossenen Türen etwas zusammenbraut.

  6. Beobachten Sie die Entwicklungen in Ihrem Unternehmen sehr genau. Bewerben Sie sich lieber früher als später woanders, wenn Sie merken, dass sich eine langfristig negative Entwicklung anbahnt.

  7. Analysieren Sie Ihr Profil und Ihren Marktwert. Wenn Sie wissen, wo Sie stehen, werden Sie der Krise auch gelassener begegnen können.

  8. Steigern Sie Ihren Marktwert durch Weiterbildung. Gut ausgebildeten Fachkräften kündigt man nicht so schnell.

  9. Nicht einschüchtern lassen: Solange das Unternehmen nicht direkt von der Krise betroffen ist, gibt es keinen Grund für Gehaltskürzungen. So wie Mitarbeiter ihre Gehaltserhöhung niemals mit zu hohen Kraftstoffpreisen begründen sollten, sollten Unternehmen die Finanzkrise außen vor lassen. Es geht um Leistung, sonst nichts.