IT im Machinen- und Anlagenbau/Kommentar

Überleben im Strukturwandel

16.04.1999

Leidvolle Rationalisierungsprozesse haben dem Maschinen- und Anlagenbau bislang eine führende Position am Weltmarkt gesichert. Doch der nach dem Krisen-Management erwartete Konjunkturaufschwung kommt nicht mit der ursprünglich erhofften Kraft. Die eher traditionell orientierte Branche darf sich keine Sekunde auf den Lorbeeren der organisatorischen Restrukturierungen ausruhen - dafür sorgt der schnelle Wandel in der IT-Infrastruktur.

Erschreckende Zahlen tun sich hier allerdings auf, glaubt man den Marktforschern und großen Beratungshäusern. Abgesehen von der überfälligen Euro- und Jahr-2000-Umstellung soll jeder zweite Maschinenbauer über kein ERP-System verfügen. Zugegeben: Gerade hochspezialisierte Mittelständler benötigen nicht unbedingt eine Standardsoftware und werden kritisch die Belastungen durch derart teure Projekte dem Nutzen gegenüberstellen. Bedenklich wird es jedoch, wenn diese Firmen sich in der Optimierung veralteter Individualsoftware verstricken und dabei wichtige Themen wie E-Commerce und Supply-Chain-Management verschlafen.

Gefährliche Arglosigkeit beobachten die Analysten auch in einem anderen Tätigkeitsfeld der Maschinen- und Anlagenbauer. Über 50 Prozent der Firmen verharren immer noch in einer 2D-Zufriedenheit innerhalb des Konstruktionsumfeldes. Viel zu langsam verläuft der Umstieg auf die Feature-basierte 3D-Modellierung oder die Einführung eines Produktdaten-Managements.

Doch damit nicht genug. Bedenkt man, daß der Anteil der mechanischen Konstruktion an einem Produkt auf 40 Prozent gesunken ist, dafür aber die als Steuerung eingesetzte Software mittlerweile 40 Prozent des Entwicklungsaufwands ausmacht, wird schnell klar: Engagierte Softwerker und IT-Fachkräfte werden neben Ingenieuren zu einem Überlebensfaktor der Unternehmen.