Fit für alle E-Business-Aspekte

Über XML-Konvertierung erlangt ERP-Paket von Soft M Internet-Fähigkeit

08.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Mit XML als Datenaustauschformat und einem Web-Server, der dynamisch HTML-Seiten generiert, bringt der AS/400-Spezialist Soft M das Funktionsspektrum seines ERP-Systems ins Internet. Sämtliche Trendthemen wie E-Commerce und Supply-Chain-Anwendungen, Marktplätze und Application-Service-Providing (ASP) sollen sich damit angehen lassen.

Auf den Bedarf der Kunden an E-Business-Applikationen hatte Soft M zunächst mit Lösungen von Partnern reagiert. So wurden in Kooperationen mit Spezialisten wie Intershop und Network Unlimited verschiedene Shop-Anwendungen für Großhändler entwickelt, über die zum Beispiel Einzelhändler oder kleine Handwerksbetriebe via Internet online bestellen und dabei die Verfügbarkeit sowie den Lieferstatus abfragen.

Aus seinen Projekterfahrungen und Gesprächen mit E-Commerce-interessierten Anwendern zog der ERP-Hersteller aber den Schluss, dass für einen großen Teil der mittelständischen Klientel Installationen eines zusätzlichen Softwareanbieters und die damit verbundene Schnittstellen-Pflege zu aufwändig sind. Neben dem Wunsch der Anwender nach einer Lösung aus einer Hand sprach ein langfristig noch wichtigerer Aspekt für eine Eigenentwicklung des Herstellers: Laut Soft-M-Entwicklungschef Christian Groth ist eine Shop-Lösung nur eine Komponente des E-Business, grundsätzlich gehe es jedoch um die Möglichkeit, auch die Funktionen eines ERP-Systems über das Internet zu bedienen.

Die Weichen dafür hatten die Münchner schon im Vorfeld gestellt, als sie im Rahmen einer Systemmodernisierung die ursprünglich für AS/400-Host-Umgebungen konzipierten Dialoge zur Verwendung in Client-Server-Architekturen umsetzten. Was zunächst zur Anbindung von Windows-Clients begonnen wurde, hat Soft M inzwischen für das Internet fortgesetzt. Dabei erfolgt der Datenaustausch zwischen Client und Server über XML. Groth: "Indem wir die Daten mit XML-Tags auszeichnen, gewinnen wir Unabhängigkeit zwischen Server und Client. Das bedeutet vor allem, dass wir die Daten im Client nach Bedarf strukturieren können, ohne deshalb entsprechende Veränderungen am Server vornehmen zu müssen."

Schablonen für die DialogmaskenMit den konvertierten Datensätzen lassen sich nicht nur Windows-Clients unterstützen - die XML-Strings können ebenso über HTML angezeigt werden. Dabei wurde jedoch schnell klar, dass die HTML-Programmierung jeder einzelnen Dialogmaske bei der Vielzahl der dafür in Frage kommenden Funktionen und der von den einzelnen Kunden zu erwartenden Modifikationswünsche ein gigantisches Feld für Neuentwicklungen eröffnet. Soft M suchte deshalb nach einem Automatisierungsverfahren, um in XML bereitgestellte Daten in variable HTML-Präsentationen einzubinden.

Das Ergebnis: Die vom ERP-System auf der AS/400 ausgehenden XML-Datensätze überträgt eine mit den Microsoft-Objekttechniken COM und DCOM entwickelte Komponente zum Web-Server. Dort werden HTML-Templates hinterlegt, die sich über Datenbank-Tags mit den jeweiligen Datensätzen verbinden lassen. Der Web-Server, auch als Anwendungs-Server bezeichnet (siehe Grafik), enthält außer den HTML-Frames ein Repository, in dem definiert ist, welche Anzeigenschablone in welcher Modifikation verwendet werden soll.

Das Repository ermöglicht dem Web-Server, Datenstrukturen mit einer Vielzahl von Eigenschaften abzubilden. Das entscheidende Merkmal dieses Lösungsansatzes ist, dass in der Internet-Anwendung keine Business-Logik enthalten ist. Diese liegt vollständig auf dem Backend-System und wird von dort genutzt.

Die gesamten ERP-Dialoge inklusive der Navigation lassen sich ohne manuelle Eingriffe in Internet-Masken abbilden. Im Repository wird definiert, welche Dialoge wie dargestellt werden sollen, welche Felder - ob alle oder nur eine Auswahl - zu übernehmen sind. Damit steht laut Soft M ein Werkzeug für Webshop oder Supply Chain sowie Internet-Marktplätze zur Verfügung. Auf dieser Basis ist auch ein ASP-Betrieb möglich.

Erste Lösungen dazu kommen im vierten Quartal für B-to-B und Portale. Dann soll zum Beispiel der Einkäufer einer Einzelhandelskette, der bei einem Großhändler eine umfangreiche Bestellung aufgeben will, nicht nur aus einem Artikelkatalog die verschiedenen Bestellpositionen auswählen, sondern auch die Verfügbarkeit prüfen, einen kundenspezifischen Preis und den Liefertermin ermitteln können. Welche dieser und anderer Angaben der E-Commerce-Betreiber in seinem Portal bereitstellen will, lässt sich anhand der Definitionen im Repository festlegen.

Abb: Im Zuge der Client-Server-Diskussion hat Soft M bereits vor einigen Jahren damit begonnen, eine Client-seitige Dialogschicht (Anwendungs-Server) für Windows-Umgebungen einzuführen. Der jetzt eingeschlagene Weg einer XML-Konvertierung der ERP-Daten öffnet darüber hinaus den Weg ins Internet. Die ERP-Funktionen lassen sich dabei über dynamisch erzeugte HTML-Dialogmasken bedienen. Quelle: Soft M