Zwei neue Produkte, ein neues Schlagwort und ein neues Labor:

Über OSI-Umweg will IBM SNA-Basis erweitern

10.10.1986

STUTTGART (cmd) - Im Zuge seiner "Sowohl-als-auch" -Strategie beim Thema SNA-OSI hat der Marktführer einen weiteren Schritt getan: Zwei neue Softwareprodukte sollen, so IBM, die "nachhaltige Unterstützung für OSI und die kontinuierliche Öffnung von SNA unterstreichen".

Der "General Teleprocessing Monitor for Open Systems", kurz GTMOSI, dient nach Angaben der Stuttgarter IBM Deutschland GmbH der Entwicklung von OSI-Anwendungen und ihrer Kommunikation mit SNA-Anwendungen. Das zweite Produkt, das "Open Network Management", wird von Big Blue selbst als "strategisch" eingeordnet; es öffnet SNA für benutzerspezifische Netzwerk-Management-Funktionen, um auch Nicht-SNA-Einheiten in ein Netz einbeziehen zu können. Dabei hat der Marktführer nicht nur die Einbindung von DV-Equipment anderer Hersteller im Auge, sondern auch - allerdings längerfristig - Telefonnebenstellenanlagen und Einheiten für die Bildverarbeitung.

GTMOSI ist als Programmierhilfe für /370-Umgebungen konzipiert und setzt auf den beiden bereits verfügbaren OSI-Produkten OTSS und OSNS auf. Es erweitert die bisher von IBM implementierten Funktionen auf der Ebene 5 um das Basic Activity Subset (BAS) sowie um Vollduplex. Damit bieten sich folgende Möglichkeiten:

- Zugang zur OSI-Schicht 5 aus verschiedenen Programm-Umgebungen;

- Entwicklung von Basis-OSI-Anwendungen wie X.400 Message Handling entweder lokal in der eigenen Programmumgebung oder in einem MVS-Adreßraum;

- Einsatz von Software-Protokollkonvertern beispielsweise zwischen einem Nicht-SNA-Protokoll und dem 3270-Protokoll;

- Aufsetzen von Anwendungen unmittelbar auf der Schicht 3 ohne den Einsatz von OTSS und OSNS (als Beispiel nennt IBM hier die Ergänzung von GTMOSI um Software, die Btx-Terminals unterstützt und so die Basis für die Entwicklung von Telematikdiensten bildet).

Der General Processing Monitor ist ab März nächsten Jahres verfügbar; er kostet als Hauptlizenz 1908 Mark und als Nebenlizenz 1526 Mark.

"Open Network Management" besteht aus zwei Komponenten: der im Frühjahr angekündigten NetView-Software für /370-Systeme sowie dem neuen NetView/PC, einem Softwarepaket für das Netzwerkmanagement mit entsprechenden Funktionen auch für das Token-Ring-LAN. NetView/PC erlaubt nicht nur die Kontrolle von SNA-Einheiten, sondern auch von Netzwerk-Equipment anderer Hersteller. Damit kann von zentraler Stelle beziehungsweise von einem einzigen Punkt aus das gesamte Netzwerk gesteuert werden. Der Anschluß von Nicht-IBM-Einheiten an das SNA-Netzwerk-Management wird über entsprechende Anwender-Software realisiert, die auf dem Anwendungsprogramm-Interface (API) von NetView/PC aufsetzt.

Das Programm ist nach Angaben von IBM im zweiten Quartal 1987 verfügbar und kostet 4795 Mark (Einmalgebühr). Für die entsprechende Hardware muß der Anwender allerdings neben einem IBM PC oder einem kompatiblen Rechner noch einmal rund 7500 Mark für einen Ko-Prozessor berappen.

Mit der Ankündigung der beiden neuen OSI-Produkte prägte der Marktführer auch gleich ein neues Schlagwort: nämlich das der "Offenen Kommunikations-Architekturen". Diesen "Begriff" so Bernhard Dorn, Stellvertretender Geschäftsführer der deutschen IBM-Tochter, "werden wir von jetzt an bei denjenigen Produkten verwenden, die den Aufbau offener Systeme und die Verknüpfung von Systemen unterschiedlicher Hersteller-Architekturen ermöglichen. Dies gilt sowohl für unsere OSI-Produkte als auch für unsere Telekommunikations-Systeme, bei denen die Architekturen und Protokolle veröffentlicht sind."

Last but not least richtet Big Blue ein weiteres Labor für OSI-Softwareentwicklungen in Rom sein. Zusammen mit dem Zentrum in Palo Alto werden die IBM-Mannen in der italienischen Hauptstadt künftig weltweit an Produkten für die Ebenen vier bis sieben arbeiten.

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