Ueber neue Vertriebskanaele Massenmarkt angepeilt Die Apple Inc. hat den Weg aus der Verlustzone gefunden

10.12.1993

MUENCHEN (hp) - Fette Umsatzsteigerungen, aber magere Gewinne, so lautet das Kurzfazit von Apples Geschaeftsjahr 1992/93. Auch die deutsche Tochter berichtet von steigenden Einnahmen und ruecklaeufigen Ertraegen. Durch Vertraege mit Distributoren und Discountern moechte Apple den deutschen Massenmarkt fuer sich gewinnen.

Im vierten Geschaeftsquartal, das am 24. September 1993 endete, nahm die Apple Computer Inc. 2,14 Milliarden Dollar ein. Gegenueber dem Vorjahresquartal bedeutet dies eine Steigerung um 21 Prozent. Nach Stueckzahlen verzeichnete der DV-Hersteller ein Verkaufswachstum von 36 Prozent.

Beim Gewinn gab es verglichen mit dem Vorjahr einen heftigen Einbruch, wenn auch die Restrukturierungsmassnahmen schon erste kleine Verbesserungen bewirkten. Konnte die Mac-Company im vierten Quartal 1992 noch 97,6 Millionen Dollar Profit erzielen, waren es dieses Jahr nur noch 2,7 Millionen Dollar. Im Vergleich zum dritten Quartal 1993, in dem Apple einen Verlust von 188,3 Millionen Dollar hinnehmen musste, faellt das jetzige Ergebnis dennoch relativ gut aus.

Aehnliche Trends zeigen sich beim Gesamtjahresresultat. Um 13 Prozent auf 7,89 Milliarden Dollar konnte Apple den Umsatz im Geschaeftsjahr 1992/93 steigern. Derweil ging der Gewinn von 530 Millionen Dollar auf 86,8 Millionen zurueck.

Vor allem die rigorosen Sparmassnahmen sind laut Apple fuer die Rueckkehr zu den schwarzen Zahlen verantwortlich. So hat das Unternehmen im dritten Quartal 1993 rund 2500 Mitarbeiter entlassen und fuer die Restrukturierungsmassnahmen zirka 321 Millionen Dollar aufgewendet.

Der Umsatz der deutschen Apple GmbH wuchs 1992/93 gegenueber dem Vorjahr um drei Prozent auf 459 Millionen Mark. Hier machte sich der Preisverfall besonders deutlich bemerkbar. Die hiesige Dependance verkaufte naemlich nach Stueckzahlen gerechnet rund 35 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Ertrag ist allerdings ruecklaeufig, so der Vorsitzende der Geschaeftsleitung Apple Deutschland und Oesterreich, Gerhard Joerg. Das Unternehmen schreibe aber immer noch schwarze Zahlen.

Fuer den niedrigeren Gewinn seien der harte Konkurrenzkampf und die daraus resultierenden Preissenkungen verantwortlich. So sank die Rohgewinnspanne laut Apple zwischen den Jahren 1992 und 1993 von 42,5 auf 25,7 Prozent.

Auch duerften sich die Kosten fuer Abfindungen negativ auf die Ertraege ausgewirkt haben. Apple Deutschland hat im dritten Quartal des Geschaeftsjahres den Personalstamm um 25 Prozent reduziert. Momentan arbeiten hier noch knapp 140 Mitarbeiter. Fuer 1994 ist laut Joerg kein weiterer Stellenabbau geplant. Im naechsten Jahr moechte der Apple-Chef in Deutschland trotz verkleinerter Mannschaft die 500-Millionen-Mark-Grenze ueberschreiten.

Lange Zeit pflegte die Mac-Schmiede das Image des gehobenen Aussenseiters. Mit den Preissenkungen spekuliert der Hersteller nun auch auf den Massenmarkt. Hier sieht Joerg auch die groessten Wachstumschancen. Er geht davon aus, dass der Home-Bereich in naechster Zeit jaehrlich um 20 Prozent expandieren wird. Momentan stammen bei Apple zehn Prozent des Umsatzes aus dem Geschaeft mit Low-end-Produkten. Im naechsten Jahr soll dieses Segment, so der deutsche Apple-Manager, 25 Prozent des Gesamtergebnisses ausmachen.

Auch mit der neuen Vertriebsstruktur in Deutschland hat Apple vor allem die Privatanwender im Visier. Ab Dezember 1993 beliefern Computer 2000, Merisel und Magirus als Apple-Distributoren ihre Handelspartner.

Nachdem Escom schon seit einiger Zeit ein Vertriebsabkommen mit Apple hat, soll jetzt auch der Discounter Vobis die Produkte mit dem Apfel in seinen Superstores verkaufen. "Waehrend wir vorher eine Marktabdeckung von 25 Prozent hatten, erreichen wir jetzt 85 Prozent", erklaert Jan Gesmar-Larsen, Vertriebsdirektor des Apple- Geschaeftsbereichs PC Business. Einen weiteren positiven Aspekt fuegt Joerg noch hinzu: "Diese Absatzstruktur ist fuer uns weniger personalintensiv."