Über den Wolken könnte die Freiheit wohl grenzenlos sein

18.08.2006
Nach sechs Jahren stellt Boeing allerdings sein unprofitables drahtloses Flugzeug-Internet "Connexion by Boeing" nun endgültig ein.

Im vergangenen Juli hatte der Flugzeugbauer angekündigt, er verhandele mit Satellitenbetreiber und anderen Interessenten über einen Verkauf von oder eine Beteiligung an Connexion, hatte aber seinerzeit auch bereits eine mögliche Schließung avisiert. Das "Wall Street Journal" zitiert nun einen Insider mit der Aussage, die Satellitenfirmen hätten eine Übernahme des Dienstes durchweg für zu riskant gehalten.

Für die Schließung von Connexion wird Boeing 320 Millionen Dollar oder 26 Cent pro Aktie abschreiben; davon 290 Millionen Dollar im dritten Quartal und den Rest im vierten. Zuvor hatte der Konzern die mögliche Höhe der Sondereffekte auf bis zu 350 Millionen Dollar geschätzt. Ab Anfang kommenden Jahres erwartet das Unternehmen positive Effekte von 15 Cent je Anteilschein. Boeing muss wohl auch noch dem Satellitenbetreiber SES Global Vertragsstrafen für die Aufkündigung langfristig angemieteter Kapazitäten zahlen.

Den Connexion-Jahresumsatz schätzen Branchenkenner auf unter 25 Millionen Dollar. Die meisten der mit Connexion befassten rund 650 Mitarbeiter sollen innerhalb von Boeing neue Jobs erhalten. Mit seinen Airline-Kunden will Boeing an einem planmäßigen Abschalten des Systems arbeiten. Zu seinen Kunden gehört auch die US-Regierung, die Connexion in verschiedenen Fliegern nutzt, darunter der Präsidentenmaschine "Air Force One".

Zurzeit bieten unter anderem die Lufthansa, Singapore Airlines und Japan Airlines Connexion auf ausgewählten Langstreckenflügen an. Einer Boeing-Sprecherin zufolge lag aber selbst dort die Nutzungsrate "im niedrigen einstelligen Bereich". Wie viel genau der Konzern in Connexion investiert hat, wurde nie öffentlich. Branchenkenner schätzen die Investitionen indes auf rund eine Milliarde Dollar.

Die Erfahrung von Boeing zeigt, wie schwierig es sich für Unternehmen gestaltet, einen profitablen Weg zu finden, Flugpassagiere mit dem Boden zu verbinden - selbst wenn solche Möglichkeiten Geschäftsreisende produktiver machen könnten. Viele potenzielle Fluglinien-Kunden setzen statt der teuren Satellitenverbindungen offenbar eher auf eine erheblich günstigere Technik mit weniger Bandbreite, die auf Mobilfunknetzen basiert. Aber selbst diese Projekte sind nicht ohne finanzielle und technische Herausforderungen. (tc)