Ueber 75 Hersteller einigen sich auf Superset Verbindliche APIs sollen schoene transparente Unix-Welt Kreieren

10.09.1993

NEW YORK (jm) - Rund 75 Hersteller haben in New York ihre Bereitschaft bekundet, sich auf die Spezifikationen eines Supersets von Applikationsprogrammier-Schnittstellen (API) fuer Unix-Betriebssysteme zu einigen. In der Frage der Kernel-Strategie aendert sich nichts: Sowohl Mach als auch Chorus bleiben dem Markt erhalten.

Bei dem Schnittstellen-Konglomerat handelt es sich um 926 System- APIs auf Kernel-Level, 70 Headers sowie weitere 174 Befehle. Diese filterten die Unternehmen bei der Durchsicht von 50 international weit verbreiteten Applikationen von Softwarehaeusern wie etwa Autodesk, Cadence Design Systems, Cadre Technologies, Informix, Oracle, Frame Technology, Lotus und Wordperfect heraus.

Ausserdem beruecksichtigten die Unternehmen unter der Federfuehrung von IBM und HP, aber auch der Industrieschwergewichte Novell beziehungsweise deren Tochter USL und Sunsoft. De-facto-Standards wie Posix oder den X/Open Portability Guide (XPG). Diese werden in den industrieweit anerkannten Gremien der X/Open von IEEE oder ANSI definiert.

APTs decken 99 Prozent

aller Unix-Interfaces ab

Die als Draft nunmehr vorliegenden Schnittstellen-Spezifikationen decken unter anderem die Terminalkommunikation und den I/O-Verkehr sowie die Standardisierung von Dateisystem- und Speicherfunktionen, Routinen fuer Mathlibraries, TCP/IP, oder die Kernel-Bibliotheken ab.

Der API-Superset stellt eine Erweiterung des Portability

Guide dar - XPG4 umfasst nach Aussagen von Jeanne Baccash von Novell heute etwa 51 Prozent der APIs, die in den meisten Unix- Systemen Anwendung finden. Hinzu kommen nun die Schnittstellen der System V Interface Definition (SVID) Edition 3, Level 1.

Ferner enthalten sind die Programmier-Schnittstellen fuer

Betriebssysteme (Operating Sy-

stem Programming Interfaces ; OSPI), die die OSF in ihren Spezifikationen fuer Anwendungsumgebungen (Application Environment Specification ; AES) festgelegt hat, sowie die Schnittstellen fuer die BSD 4.3 Reno Sockets und fuer TCP/IP.

Insgesamt decke, rechneten die in New York anwesenden Unix- Vertreter vor, der nun zur Pruefung anstehende API-Superset etwa 99 Prozent aller gemeinhin benutzten Unix-Schnittstellen ab. Die API-Spezifikationen werden ab sofort von der OSF und von Unix International an ihre Mitglieder sowie andere interessierte Unternehmen weltweit verschickt, um dort innerhalb von zwei Monaten geprueft zu werden.

Ab November soll das X/Open-Gremium die Vorschlaege durch sein sogenanntes Fast-Track-Pruefverfahren durchpeitschen. Diesem schliesst sich die Entwicklungsphase von Verifizierungs-Testsuiten und das X/Open-Branding-Verfahren an. Schon bis Mitte 1994 sollen dann Unix-Systemanbieter in der Lage sein, standardisierte Dokumentationen an Software-Entwickler zu senden. Die verbindlichen Schnittstellen-Spezifikationen fuer Unix- Betriebssysteme stehen allen Organisationen zur freien Verfuegung.

Viele der Schnittstellen, die nunmehr als kleinster gemeinsamer Nenner der Unix-Welt die Transparenz der verschiedenen Betriebssystem-Derivate sicherstellen sollen, sind bereits in den Implementationen der Unix-Hard- und Software-Anbieter inkorporiert. Um in Zukunft konform zu dem API-Superset zu sein, muessen die diversen Hersteller nur diejenigen im API- Spezifikationen-Katalog angefuehrten Schnittstellen aufnehmen, die in ihren Systemen noch nicht enthalten sind.