TV-Kabel: Bewegung unter der Erde

22.10.2004
Wettbewerber von Kabel Deutschland schmieden an neuer Allianz.

Auch nach der gescheiterten Übernahme der drei kleineren Wettbewerber Kabel-BW, Ish und Iesy durch Kabel Deutschland (KDG) kommt der Markt der TV-Kabel-Betreiber nicht zur Ruhe. Berichten zufolge diskutieren die drei Firmen nun selbst einen Zusammenschluss, um dem großen Münchner Konkurrenten Paroli bieten zu können. Dieser versorgt rund zehn Millionen Haushalte mit Kabelfernsehen, die übrigen Anbieter kommen auf etwa sieben Millionen Anschlüsse. Da das Kartellamt aus Wettbewerbsgründen einer Übernahme durch KDG abweisend gegenübergestanden hatte, entschloss sich das Unternehmen Ende September, vom Zusammenschluss abzulassen.

Die in der Branche laut "Handelsblatt" als "Kabel-West-Lösung" bezeichnete Allianz von Kabel BW (Baden-Württemberg), Iesy (Hessen) und Ish (Nordrhein-Westfalen) müsste indes auch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Eine Rolle spielen dabei die Anbieter auf der so genannten Netzebene 4, die oft das Kabel von der Grundstücksgrenze bis in die Wohnung kontrollieren. Dieser Markt ist sehr zersplittert. Demgegenüber verfügen Kabel BW, Ish und Iesy vornehmlich über die Netzebene 3, die bis an die Grundstücke reicht. Im Rahmen der Neuordnung des Marktes seien auch Kooperationen oder Fusionen über die Netzebenen hinweg möglich, hieß es.

Das Hauptproblem der Kabelnetze sind die fehlenden Rückkanäle, über die eine direkte Interaktion des Zuschauers sowie zusätzliche Services möglich wären. Experten schätzen, dass erst drei Millionen der zirka 17 Millionen Kabelhaushalte darüber verfügen. Der Rest müsste sich mit Telefonverbindungen behelfen, die weitere Verbindungsgebühren verursachen. Ein Ausbau der Netze würde jedoch viel Geld verschlingen, das derzeit nicht zur Verfügung steht. Bis dahin dürfte der terrestrische Empfang des digitalen Fernsehens weitere Kunden gewonnen haben. Statt monatlicher Gebühren wie im Kabel-TV investieren hier die Nutzer einmalig in eine neue Zimmerantenne. Zusatzangebote der Kabelbetreiber wie Breitband-Internet und Kabeltelefonie haben zudem massive Probleme, sich gegen die Marktmacht der Deutschen Telekom durchzusetzen. Die Ausgangsposition auf der Netzebene 3 ist nicht die beste - ohne TV- Kabel wären die Kunden in- des den Monopolen der ande-ren Übertragungswege ausgeliefert. (ajf)

DVB-Standards

Digitales Video-Broadcasting (DVB) kommt auf verschiedenen Übertragungsmedien zum Kunden:

- DVB-T betrifft die terrestrische Versorgung, also über Sendestationen;

- DVB-S überträgt Inhalte über Satelliten;

- DVB-C bezeichnet die Belieferung über Kabelnetze;

- DVB-H regelt die Versorgung von Handheld-Geräten, beispielsweise PDAs und Mobiltelefonen.