Management als Systemtechnik

TV bringt mehr als DV

02.05.1975

HANNOVER - "Es sind oft die gar nicht spektakulären Geräte und Lösungen, die - gemessen an der organisatorischen Effektivität - den größten Nutzen bringen", meinte Dr.-Ing. J. Seetzen (Bensberg) in Hannover beim Symposion "Industrialisierungsländer". Bei der Managementtechnologie sei es vor allem wichtig Kombinationen im Auge zu behalten.

Schon die Rationalisierungsmöglichkeiten mittels EDV seien oft überschätzt worden, meinte Seetzen. Er bezweifle daher, daß der künftige Einsatz billiger, leistungsfähiger Kompaktrechner die Organisationen direkt revolutionieren wird - sicher scheine ihm nur, daß sie in Verbindung mit anderen Prozessen (etwa Textverarbeitung oder Kommunikation) weitgehende Verbindung finden und ihre Wirkung indirekt haben würden. "Die überwiegende Menge von Informationen in Organisationen und in der Wirtschaft wird in Form von Texten verarbeitet, übertragen und gespeichert. Die rasante Entwicklung der EDV versperrt hier gelegentlich die Sicht", sagte Seetzen. Er erwartet die größten organisatorischen Veränderungen in der nächsten Zeit durch rationalisierte Textverarbeitung mit Schreibautomaten sowie bei der Gestaltung und Konzentrierung von Texten.

Als Gebiet von wachsender Bedeutung bezeichnete Seetzen das Sammeln, Speichern und Wiederauffinden von Informationen. Hier sei gleichzeitig größte Wachsamkeit für den Manager geboten, denn man könne kaum sicherer Geld versenken als auf riesigen Informationsfriedhöfen.

Technisch gesehen böte die Mikroverfilmung in Verbindung mit DV zum Wiederauffinden der Information Hilfen, die allmählich preislich erschwinglich würden.

Seetzen, der im Management nichts anderes als Systemtechnik sieht, warnte davor, die Informationsverarbeitung als unproduktive Verwaltung zu sehen und die Technologie der Bild-, Text- und Datenverarbeitung Spezialisten zu überlassen.

In einer Organisation gibt es nach Seetzen orientierende und motivierende Informationsprozesse zur Zielfindung beziehungsweise Zielverfolgung. Informationen sollten seiner Ansicht nach immer nur dann übertragen werden, wenn Änderungen bezweckt oder signalisiert werden sollen. Jedesmal müsse man sich die Frage stellen: "Ist dieser Informationsprozeß bezogen auf die gesetzten Ziele zur Motivation notwendig und kann man ihn rationalisieren oder ist er zur Zielüberprüfung oder Zielkorrektur zweckmäßig und kann man mit weniger Aufwand dieselbe Orientierungshilfe gewinnen?" Informationsprozesse, die dessen Kriterien nicht genügen, sind lediglich ein "Rauschen" innerhalb der Organisation. -py