TÜVtler

22.06.1984

Trauerwein glaubt ja auch nicht an den Weihnachtsmann - warum sollte ihm also etwas dazu einfallen, daß der TÜV nun Software auf den Prüfbock klemmt und Gütesiegel verteilt.

"QS"-Systeme, qualifizierte Software, dürfen jetzt alle Weichwerker verkaufen, die das TÜV-Zeichen haben. Würde Sebastian interessieren, ob das alle zwei Jahre erneuert werden muß - wie beim Auto.

Doch Scherz, Satire und Ironie beiseite: Die tiefere TÜV-Bedeutung liegt doch wohl darin, daß die Blaukittel vom Technischen Überwachungsverein den Künstlern der Programmierzunft auf die Finger schauen wollen, ob da auch alles mit rechten Bedingungen zugeht: Zeigt her Eure Quellcodes - und so!

Findet S. T. direkt fies, diese Fieselei. Da hauen die TÜVtler mit dem Vorschlaghammer auf Reißnägel. Weiß doch jeder IBM-Anwender, daß es absolut fehlerfreie Programme nicht gibt.

Was wollen die TÜV-Leute also prüfen? Daß unsereiner seinen Jackson gebüffelt hat und "GoTo" nicht als fristlose Kündigung versteht? Da werden die bei den Software-Entwicklern auf Granit beißen.

Und was die Funktionstüchtigkeit der Pakete unter Anwendungsgesichtspunkten betrifft, braucht den Codierern nicht bange zu sein: Mittlerweile hat es sich beispielsweise herumgesprochen, daß der volle Mehrwertsteuersatz 12,5 Prozent beträgt.

Sebastian Trauerwein

Information Resources Manager