Trotzreaktion

14.03.1980

Ob es in den vergangenen Monaten auf der bundesdeutschen Großrechner-Szene um das Wohl und Wehe IBM-orientierter PCM-Hersteller ging oder um die Erfolgsaussichten kontrastierender IBM-Antipoden - der Name "Amdahl" wurde selten erwähnt. Es ist in der Tat ruhig geworden um die Amdahl Deutschland GmbH im Gespräch mit Amdahl Deutschland-Geschäftsführer Dieter H. Knoppke (siehe Interview der Woche, Seite 3) erfuhr die COMPUTERWOCHE nunmehr, daß die Amdahl-Akquisition gleichwohl erfolgreich war, so bei Daimler Benz und - erst kürzlich - bei der Deutschen Lufthansa. Nur habe man es eben vorgezogen, mit diesen Resultaten nicht öffentlich hausieren zu gehen.

Erster Gedanke: Die deutsche Amdahl-Crew will vermeiden, schlafende Hunde - sprich IBM-VBs - zu wecken. Aber Knoppke bezeichnet diese Annahme als falsch. Die Daimler- und Lufthansa-Manager hätten genau gewußt, auf was sie sich da einlassen: "No chance" für IBM-Quertreibereien. Knoppke fürchtet vielmehr eine Trotzreaktion der Anwender, wenn draußen der Eindruck entstünde, auf IBM werde herumgehackt.

Amdahl lebt nun einmal davon, daß IBM-Großkunden die Ausweichmöglichkeit der "Serie 470" zu schätzen wissen. Sie wollen sich nicht von einem Hersteller manipulieren lassen und sind folglich an Informationen interessiert, was neue IBM-Systeme wirklich leisten - und welche Hardware- und Software-Restriktionen der Marktführer wohlweislich verschweigt.

Die Crux ist nun - und man versteht Knoppkes Sorgen -, daß an IBM-Produkten häufiger Kritik geübt wird als an den Produkten anderer Mainframer, weil der IBM-Markt größer ist - ein Problem übrigens, mit dem sich auch die COMPUTERWOCHE herumschlagen muß, die ein Kontrastprogramm zu den Hausmitteilungen der Hersteller bieten will. Wenn also die CW den Scheinwerfer auf IBM richtet, so geschieht dies nicht "mit Fleiß", sondern automatisch. Und dies mag Amdahl ein kleiner Trost sein: So empfindlich reagiert der Anwender (CW-Leser) gar nicht.