Geschaeftsfuehrungen treten auf die Investionsbremse

Trotz Rezession: IT-Chefs verlangen hoehere Budgets

07.05.1993

Die Geschaeftsfuehrer hierzulande gehen davon aus, ihre jaehrlichen IT-Kosten um durchschnittlich drei Prozent senken zu koennen. Zu diesem Ergebnis kommt das Marktforschungsunternehmen IDC Deutschland GmbH in Kronberg, das unter anderem 100 Fuehrungskraefte von Unternehmen mit einem durchschnittlichen IT- Investitionsvolumen von 15 Millionen Mark befragt hat. Dabei zeigt sich, dass die Vorstaende Einsparungseffekte von DV-Trends wie Downsizing, Einsatz offener Systeme, Client-Server-Konfigurationen oder Outsourcing erwarten. Diese Begriffe waren nahezu allen befragten Mitgliedern der Geschaeftsfuehrungen gut bekannt.

Eine grundsaetzlich andere Einschaetzung der Budgetentwicklung gaben die insgesamt 800 DV-Manager ab, die den Marktforschern ebenfalls Rede und Antwort standen. Sie gehen davon aus, dass ihre IT-Kosten um durchschnittlich zwei Prozent steigen werden. Investitionen sind vor allem im Netzbereich vorgesehen: Hier erwarten die DV-Chefs eine Steigerung der Ausgaben um stolze 18 Prozent.

Ausserdem wollen die IT-Verantwortlichen groessere Summen investieren, um vom Preisverfall bei den PCs zu profitieren. Mehr als 80 Prozent planen, entweder ihre vorhandenen Desktops gegen Rechner mit leistungsfaehigeren Prozessoren auszutauschen oder die Anzahl der PCs insgesamt zu erhoehen. Wie IDC weiter ermittelt hat, zeigen die DV-Chefs vor allem Interesse daran, ihre vorhandenen "dummen" Terminals, die noch immer 54 Prozent aller Front-ends ausmachen, gegen PCs auszuwechseln.

Neben den Geschaeftsfuehrern und IT-Chefs hat IDC auch 200 LAN- Verantwortliche um Stellungnahme gebeten. Diese auch als "User Services Manager" bezeichneten DV-Mitarbeiter nehmen nach Definition der Marktforscher eine vermittelnde Position zwischen den Fachabteilungen und dem DV-Management ein. Waehrend sie hierzulande als Netzbetreuer noch dem DV-Chef verpflichtet sind, arbeiten sie in den USA bereits ueberwiegend eigenverantwortlich und sind organisatorisch den Fachbereichen zugeordnet.

LAN-Manager vertreten die Anwenderinterssen

Die LAN-Manager spielen in vielen Unternehmen eine eher subversive Rolle. Sie untergraben die ueber Jahre gewachsene hierarchische Organisation, vertreten vehement die Belange der Endanwender und geben wichtige Impulse fuer technologische Neuerungen. Das von den IT-Verantwortlichen vorgeégebene Downsizing-Tempo halten viele LAN-Manager fuer zu langsam.

Mehr als die DV-Chefs bemuehen sie sich darum, bestehende Anwendungen auf verteilte Umgebungen zu verlagern. Das lokale Netz - bei knapp drei Viertel der befragten Unternehmen eine Novell- Netware-Umgebung - ist fuer 67 Prozent der LAN-Manager die kuenftig entscheidende Plattform fuer die Entwicklung eines neuen Informationssystems. Von den DV-Chefs sind inzwischen immerhin 57 Prozent dieser Meinung.

Unterschiedliche Ansichten gibt es zur Bedeutung des Betriebssystems Unix. Waehrend 49 Prozent der IT-Manager aktiv eine Unix-Strategie verfolgen, wollen nur 30 Prozent der LAN- Verantwortlichen kuenftig verstaerkt unter dem Betriebssystem entwickeln. In den Vereinigten Staaten, so erlaeutert Andreas Zilch, Marktforscher bei IDC Deutschland, ist dieses Verhaeltnis nahezu umgekehrt.

Die Benutzeroberflaeche der Zukunft ist fuer 93 Prozent der befragten LAN-Verantwortlichen Windows. Diese Aussage stimmt weitgehend mit denen der IT-Manager ueberein. Deren Angaben zufolge werden 1993 rund 67 Prozent aller PCs mit einer Windowsoberflaeche ausgestattet sein.