COMPUTERWOCHE-CeBIT-Diskussion: Nie mehr New Economy?

Trotz Pleiten und Blessuren: "Wir bereuen nichts"

28.03.2001
Von in Ingrid
Trotz Flaute am Neuen Markt und Firmenpleiten ist der Traum von einer anderen Wirtschaft noch nicht ausgeträumt. In der COMPUTERWOCHE-Diskussionsrunde "Nie wieder New Economy?" war die Stimmung der Krise zum Trotz verhalten optimistisch.

Einst jedermanns Liebling, jetzt am Boden zerstört: So präsentieren sich zumindest viele börsennotierte Firmen der New Economy. Allerdings sind zerknirschte Firmengründer die Ausnahme. „Ich hatte einen Traum und bekam die Chance, ein Unternehmen zu gründen“, so Chantal Salzberg keineswegs frustriert, „das hätte ich vorher nie für möglich gehalten.“ Inzwischen sucht die 28-jährige Gründerin eines Hochzeitsportals einen neuen Job, denn sie, ihre Mitgründer und Investoren konnten sich nicht auf eine gemeinsame Unternehmensstrategie einigen.

Die Diskussionsteilnehmer von links nach rechts: Alexander Samwer, Bruno Rücker, Philipp Schäfer, Chantal Salzberg, Wolfgang Müller.
Die Diskussionsteilnehmer von links nach rechts: Alexander Samwer, Bruno Rücker, Philipp Schäfer, Chantal Salzberg, Wolfgang Müller.

Nach drei Jahren Arbeiten ohne Ende soll die nächste Anstellung etwas geregelter sein. Eine neue Firma möchte Salzberg allerdings so schnell nicht mehr gründen.

Philipp Schäfer, noch Geschäftsführer von Razorfish in Hamburg, geht es ähnlich. Auch er muss sich nach neuen Berufsperspektiven umsehen, und auch bei ihm waren die Pläne für die Unternehmensausrichtung nicht mit denen des Hauptanteilseigners in den USA zu vereinbaren. Seine Gründerkollegen haben das Unternehmen schon vor ihm verlassen. Ein neues Startup möchte der Ex-Razorfish-Geschäftsführer allerdings so schnell nicht wieder aufbauen helfen. Welche Jobs für die ehemaligen Firmengründer und Unternehmer überhaupt interessant sein könnten, ist nicht ganz einfach zu beantworten. „Ich hatte kürzlich ein Vorstellungsgespräch für einen Job als Marketing-Leiterin, aber das kann ich mir nicht vorstellen“, so Salzberg selbstbewusst.

„Leute mit so viel Erfahrung als Firmengründer und mit Personalverantwortung sind Gold wert“, lobt Klaus Grefe, Personalberater bei Judith Grefe Consulting GmbH. Entscheidend für die berufliche Zukunft sei aber, wie die ehemaligen Chefs mit ihrer neuen Rolle als Mitarbeiter zurechtkommen. Alexander Samwer, der mit seinen Brüdern zu den Stars der Startup-Szene zählte und mit dem Verkauf von Alando an Ebay gut verdiente, verließ das fusionierte Unternehmen aus ähnlichen Gründen wie Schäfer und Salzberg. Allerdings war ihm und seinen Brüdern die Lust an neuen Unternehmensgründungen noch nicht ganz vergangen. Inzwischen sind die Samwer-Brüder mit der Jamba AG erneut unter die Entrepre-neure gegangen.