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Trotz Konsumflaute: Deutscher Online-Handel brummt

07.07.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Internet ist von der häufig beklagten Kundenzurückhaltung keine Spur: Wie die Berliner Tageszeitung "Die Welt" unter Verweis auf Angaben des HDE (Hauptverband des Deutschen Einzelhandels) berichtet, stiegen hierzulande die Online-Umsätze im ersten Halbjahr 2003 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um über 30 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet der deutsche Einzelhandel wegen des Weihnachtsgeschäfts ein Zuwachs um 38 Prozent auf rund elf Milliarden Euro. Trotz Online-Boom rechnen die Händler jedoch für 2003 insgesamt mit einem Einnahmenrückgang um zirka ein Prozent. In den virtuellen Läden werden nur gut zwei Prozent der Gesamterlöse erwirtschaftet.

Von dem Wachstum profitieren in erster Linie die großen Anbieter wie Amazon.de, Otto, Karstadt-Quelle, Tschibo, Conrad oder Ebay. Laut HDE-Untersuchung konnten die großen Händler im Berichtszeitraum ihre Position gegenüber kleineren Anbietern weiter ausbauen. Während sich das Wachstum bei den Neukunden dabei leicht abschwächte, stiegen die Umsätze mit den Stammkunden, erklärte Olaf Roik, E-Commerce-Experte des HDE, gegenüber der "Welt".

Ein Großteil des Online-Potenzials ist bislang jedoch ungenutzt. So ergab eine repräsentative Umfrage der Universität Karlsruhe und Mummert Consulting bei rund 10.600 Internet-Nutzern, dass die Hälfte der deutschen Surfer noch nie im Internet eingekauft hat. Dabei kritisierten 54 Prozent der E-Business-Muffel, dass die Ware nicht prüfbar sei. Knapp 30 Prozent befürchten beim Kauf via Web Datenmissbrauch. Ein Drittel der Verweigerer erklärte sich außerdem mit den Angeboten realer Geschäfte zufrieden. Weitere Punkte auf der Mängelliste waren fehlende Beratung und Service (28 Prozent) sowie die Angst vor komplizierten Reklamationen (25 Prozent) oder Abrechnungsfehlern (20 Prozent).

Angesichts dieser Defizite fällt es etablierten Web-Shops offenbar leichter, Kunden zu gewinnen. Laut Studie tätigen zwei Drittel der Online-Shopper ihre Einkäufe überwiegend bei bekannten Anbietern, ein Fünftel kauft ausschließlich dort ein. (mb)