Trotz CMOS-Engagement bei der IBM Hitachi entwirft Design eines Super-ECL-Chips fuer MVS-Hosts

13.05.1994

MUENCHEN (CW) - Unbeschadet des Abkommens mit IBM, in zukuenftigen Rechnern Mainframe- sowie Power-Technologien von Big Blue zu nutzen, plant die Hitachi Data Systems Corp., auch herkoemmlicher Grossrechnertechnologie die Stange zu halten.

Die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" meldet unter Berufung auf Analysten, dass Hitachi beabsichtigt, einen MVS-kompatiblen Grossrechner zu entwickeln, der wesentlich mehr Power haben soll als IBMs Top-S/390-System.

Der hierfuer entworfene Prozessor macht sich die hoehere Leistungsfaehigkeit der ECL-Technologie (Emitter Coupled Logic) zu eigen. Allerdings ist er, wie bei diesen CPUs im Unterschied zu CMOS-Prozessoren ueblich, fluessiggekuehlt. Im Vergleich zu Topsystemen von Big Blue soll Hitachis Prozessor eine gut 60 Prozent hoehere Rechenleistung erbringen. Die Japaner gaben zu den Informationen keinen Kommentar ab.

Gartner-Group-Analyst Daniel Culhane sieht in Hitachis Engagement ein Indiz fuer die Hoffnung, in einigen Jahren als einziger Hersteller hochleistungsfaehiger ECL-Monoprozessoren solche Kunden bedienen zu koennen, die der CMOS-Technologie nicht sehr aufgeschlossen gegenueberstehen. Allerdings vertreten einige Marktinsider die Meinung, bis 1996 werde sich das Leistungsgefaelle zwischen ECL- und CMOS-Technologie nivelliert haben.

Vor allem fuer Anwender von grossen, monolithischen Applikationen auf traditionellen Hosts koennte Hitachis Angebot interessant sein. So argumentiert etwa Rich Evans, Analyst bei der Meta Group Inc. aus Westport, Connecticut, auf Basis der annoncierten Hitachi- Grossrechner sei mit einem Acht-Wege-System eine Rechenleistung von rund 800 Mainframe-MIPS zu erzielen. Kleiner Nebeneffekt: Diese hoehere Power laesst sich auf kleinerem Raum verwirklichen, was wiederum vor allem permanent rechenleistungshungrigen Anwendern zugute kommt.

Fachleute erwarten uebrigens, dass auch die Amdahl Corp. zukuenftig auf CMOS umschwenkt. Fujitsu, zu 40 Prozent Anteilseigner der Kalifornier, wird die naechste Generation der Amdahl-Grosssysteme entwerfen. Die Japaner gingen darueber hinaus auch mit Sun Microsystems eine Kooperation zur Entwicklung von Sparc- Prozessoren ein. Mit Sun wiederum unterhaelt Amdahl ein Vertriebs- und Serviceabkommen bezueglich der Multiprozessorsysteme "Sparcserver 1000" und "Sparccenter 2000". Mit diesen Rechnern will Sun in die kommerziellen Betaetigungsfelder der herkoemmlichen Host-Anbieter eindringen.