Firmenchef Plönzke gibt 1999 das Ruder aus der Hand

Trotz CA-Attacke: Ploenzke zeigt sich in guter Form

15.05.1998

Klaus Plönzke, Vorstandssprecher von CSC Ploenzke, nahm bei der Vorlage der Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres kein Blatt vor den Mund: "Wir sind froh, daß das Thema Übernahme durch CA hinter uns liegt. Wir wollten keine Verknüpfung." Zum Glück sei der feindliche Takeover-Versuch insgesamt für beide Unternehmen letztlich noch glimpflich abgelauen. Zwar habe sich CSC Ploenzke durch das Gerangel nicht weiter beirren lassen, doch "aus unseren Kundenkreisen kam schon das eine oder andere deutliche Signal, die Zusammenarbeit mit uns aufzukündigen, wenn CSC mit CA zusammengehe".

Endgültig vom Tisch sein dürfte das Thema Akquisition bei dem US-Service-Unternehmen indes noch nicht. Zum einen wird in Branchenkreisen gemunkelt, CSC hätte gegen eine finanzielle Umarmung an sich nichts einzuwenden. Zum anderen sieht Plönzke in den kommenden fünf Jahren generell eine starke Konzentrationswelle auf den IT-Dienstleistungssektor zukommen. "Die CA-Attacke war alles andere als ein Strohfeuer", ist er sich sicher. Seine Begründung: "Die Großen der IT- und TK-Szene werden ihre Fühler gerade nach IT-Dienstleistern ausstrecken, um sich in andere Branchen einzukaufen und ihre eigenen Kunden umfassend beraten und betreuen zu können."

Kein Strohfeuer war auch die gute Form des Rheingauer IT-Dienstleisters im Geschäftsjahr 1996/97, als nach den Jahren der Konsolidierung erstmals wieder deutliche Steige- rungen bei Umsatz und Betriebsgewinn verzeichnet worden waren.

Denn im jüngst zu Ende gegangenen Fiskaljahr 1997/98 (31. März) legte CSC Ploenzke noch kräftiger zu. Allein beim Umsatz verbesserte man sich um mehr als 50 Prozent: Nach 450,8 Millionen Mark im Vorjahr erzielte die CSC-Ploenzke-Gruppe jetzt 683 Millionen Mark. Laut dem frischgebackenen Chief Operating Officer Christian Stolorz war das "ein in diesem Ausmaß von uns nicht erwartetes Wachstum".

Deutschland nach wie vor wichtigster Markt

Der Löwenanteil der Einnahmen, nämlich 83 Prozent, wurde in Deutschland generiert, zwölf Prozent steuerte die Schweiz, drei Prozent Spanien und Portugal sowie zwei Prozent Österreich bei. Zuzüglich der 52 Millionen Mark Umsatz durch weitere CSC-Schwestergesellschaften in Deutschland führten die hiesigen CSC-Aktivitäten damit zu Umsätzen von insgesamt rund 619 (Vorjahr: 432) Millionen Mark - in Relation zu den gesamteuropäischen Erlösen der Gruppe von rund 2,7 Milliarden Mark. Zum Vergleich: Weltweit verzeichnete die CSC Corp. einen Umsatz von 6,6 Milliarden Dollar nach 5,62 Milliarden Dollar im Vorjahr.

Fast verdoppelt hat CSC Ploenzke das Betriebsergebnis. Nach 34,2 Millionen Mark im Vorjahr erzielten die Rheingauer nun einen operativen Gewinn von 66,5 Millionen Mark, was einer Umsatzrendite von 9,7 (Vorjahr: 7,6) Prozent entspricht. Damit habe man im europäischen CSC-Verbund die zweite Position hinter Großbritannien weiter festigen können, betonte Stolorz.

Deutlich gesteigert haben die Rheingauer IT-Service-Spezialisten im abgelaufenen Geschäftsjahr vor allem ihre Outsourcing-Leistungen. In diesem erst vor zwei Jahren gegründeten Geschäftsbereich schlugen Einnahmen von 142 Millionen Mark zu Buche, was einem Anteil von 21 Prozent am Gesamtumsatz entspricht. Im Vorjahr hatten die Outsourcing-Aktivitäten mit 34 Millionen Mark erst acht Prozent beigetragen. Damit rangiert dieser Bereich bereits auf Platz drei der Gesamtspektrums von CSC Ploenzke. Kerngeschäft blieb mit einem Anteil von 38 Prozent die Organisations-, DV- und Personalberatung, gefolgt von der Systemintegration mit 26 Prozent.

Daß die Kiedricher in dem laut Vorstandschef Plönzke immer wichtiger werdenden Outsourcing-Geschäft am Ball bleiben wollen, unterstreicht ein jüngst abgeschlossener Vertrag mit der EB Hartmann & Braun Gruppe, Spezialist auf dem Gebiet der Prozeßautomatisierung und Meßtechnik. Die auf sieben Jahre angesetzte Vereinbarung, bei der CSC Ploenzke eigenen Angaben zufolge Wettbewerber wie EDS, Debis Systemhaus und IBM ausstach, hat ein Volumen von 153 Millionen Mark und sieht unter anderem den Betrieb der Rechenzentren, der LAN/WAN-Netzinfrastruktur sowie der Help-Desks vor.

Gut im Rennen ist der IT-Dienstleister nach wie vor auch im SAP-Anwendungs- und Beratungsgeschäft, wenn auch der Anteil von 30 Prozent an den Gesamtaktivitäten nicht weiter gesteigert werden konnte. Dafür sind mittlerweile rund 1000 Mitarbeiter in diesem Bereich im Einsatz. Firmenchef Plönzke stellte klar, daß man aufgrund der aufgebauten Kenntnisse dort auch weiterhin den Fokus in bezug auf betriebswirtschaftliche Standardsoftware sehe, weil die SAP-Software noch weit über den Jahrtausendwechsel hinaus das führende System bleiben werde. Allerdings machte er keinen Hehl daraus, daß es wichtig sei, eine Alternative zu haben. "Die SAP-Dominanz steht außer Frage. Doch wir suchen immer nach neuen Trends", bekräftigte Plönzke. Seit dem vergangenen Jahr befassen sich die Kiedricher deshalb zusätzlich auch mit den Baan-Produkten.

Für das laufende Jahr rechnet CSC Ploenzke mit anhaltendem Wachstum. Beim Umsatz haben die Kiedricher die Milliardengrenze ins Visier genommen, und auch beim Betriebsergebnis stellt sich Finanzchef Stolorz eine erhebliche Steigerung vor. Gleichwohl wolle man versuchen, die letztjährige Rendite zu halten. Schafft der IT-Dienstleister den Milliardensprung, wäre dies für Klaus Plönzke ein krönender Abschluß seiner mittlerweile fast 45jährigen beruflichen Karriere. Gegenüber der COMPUTERWOCHE erklärte der frühere IBM-Manager, der vor 29 Jahren die Ploenzke AG in Wiesbaden gegründet hat, daß er sich im Laufe des nächsten Jahres aus dem operativen Geschäft zurückziehen und die Position des Aufsichtsratschefs einnehmen wird. Sein Nachfolger ist bereits ausgemacht. Durch die jüngste Ernennung von Christian Stolorz zum Chief Operating Officer sprechen derzeit alle Anzeichen dafür, daß der enge Vertraute von Plönzke den Chefsessel übernehmen wird.

Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.