Tropper Data Service: Story einer Ost-West-Connection

03.12.1993

Von einem "beschraenkten Engagement mit vollmundigen Bekenntnissen, aber kleinmuetigem Handeln" haelt Hans Tropper, Gruender der Tropper Data Service, rein gar nichts. Alles, was der ehemalige IBM-Mann bisher anpackte, gelang ihm "nur mit dem Einsatz meines ganzen Herzens". Egal, ob es sich um die Expansion seiner Firma oder sein liebstes Hobby handelt: der Fotojagd in den Regenwaeldern Suedamerikas. So war es fuer Tropper "mehr als Pioniergeist", was ihn vor zwei Jahren in den Osten zog. Eine "wirkliche Investition in die Zukunft" wollte er erbringen und nicht wie so mancher Westler die "schnelle Mark abzocken". Tropper ist kein Neuling auf dem DV- Parkett. Seit 25 Jahren gehoert das Koelner Unternehmen zum "bestaendigen Urgestein" der Branche und verkaufte Outsourcing- Dienste, lange bevor der Begriff ueber den grossen Teich nach Deutschland kam. In den neuen Bundeslaendern sah Tropper auch eine Herausforderung fuer sich, "etwas Neues aufzubauen". Er war ueberzeugt, dass "dort drueben" bald ein gewaltiger Bedarf an DV-Dienstleistungen entstehen wuerde. Tropper begann sein ostdeutsches Engagement in Neuenhagen bei Berlin, einer ruhigen, etwa 11 000 Einwohner zaehlende Gemeinde. Hier war seit Jahren das Kombinat Landtechnik beheimatet. Nach der Wende wurde aus den produktiven Bereichen des Werkes wie der Organisation und dem Rechenzentrum (ORZ), den Projektabteilungen, dem Werkzeugbau etc. die Brandenburgische Engineering und Systemhaus Vertriebsgesellschaft (BESV). Wolfgang Sell, der "ueber Nacht" zum Geschaeftsfuehrer des Unternehmens avancierte, wollte das "geerbte Sammelsurium" inklusive 146 Beschaeftigter fuer den Aufbau eines neuen mittelstaendischen Unternehmens nutzen. Als Ingenieur seit 1970 in der Landtechnik Neuenhagen taetig, hatte der gebuertige Mecklenburger zwar Ideen, doch war aus den Kombinatszeiten nicht mehr viel uebriggeblieben, und die Treuhand wollte schnellstens privatisieren. Sell suchte einen Geschaeftspartner mit "vernuenftigen Konzepten und einer gehoerigen Portion Unternehmermut". Bei Tropper fand er die notwendige Risikobereitschaft und den Elan fuer sein Vorhaben. Kurz nach der deutschen Einigung gruendeten beide auf dem ehemaligen VEB-Gelaende die Tropper Data Service GmbH & Co. Brandenburg. Mit der neuen Firma sollte auch ein modernes Technologie- und Gewerbezentrum Erpe-Center (benannt nach dem Fluesschen, das die Gemeinde durchzieht) entstehen, um neugegruendete Unternehmen anzusiedeln. Ueber 3,5 Millionen Mark steckte Tropper bisher in das Projekt. Auf einer Flaeche von 4000 Quadratmetern haben sich inzwischen 21 Firmen eingerichtet, die laut Sell alle schwarze Zahlen schreiben. Ueber 250 Menschen haben dort wieder Arbeit gefunden. Die Mitarbeiterzahl der Tropper-Gruppe in den neuen Laendern stieg in diesem Jahr auf 170 Beschaeftigte. Das Unternehmen wollte sich nicht dem allgemeinen Trend unterwerfen, nur 20- bis 30jaehrige Bewerber einzustellen. Auf die Erfahrungen und Kenntnisse der ueber 40jaehrigen Fachleute wollte man nicht verzichten. "Der Erfolg hat uns recht gegeben. Er kam mit der Bereitschaft, alles zu wagen, und durch harte Arbeit", resuemiert Sell. Neben Neuenhagen als Hauptsitz hat die Tropper-Gruppe heute Geschaeftsstellen in Schwerin, Potsdam, Halle und Radebeul. Waehrend sich die Firmen in Sachsen mit der Entwicklung und dem Vertrieb von Netzsoftware beschaeftigen, bieten Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg neben der Off- und Online-Datenerfassung auch Mikroverfilmung und Belegentsorgung an. "Eine zukunftsweisende Entscheidung" nennt Tropper seinen Schritt nach Osten schon deshalb, weil fuer ihn die neuen Laender "kein Nebenschauplatz der wirtschaftlichen Entwicklung" sind, sondern "Hoffnungstraeger fuer einen dauerhaften Aufschwung". Deshalb verlegte er auch im Juni - mit der feierlichen Eroeffnung des Erpe- Centers - seinen Firmenhaupsitz von Koeln nach Neuenhagen. Von hier aus sollen nun die "Weichen fuer eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens" gestellt werden. Ob das Glueck dem Ost-West-Buendnis hold sein wird, liegt nicht zuletzt an den Beteiligten selber. Fuer das laufende Geschaeftsjahr erwartet die Firmenfuehrung erst einmal einen Umsatz von 20 Millionen Mark.