Triumph bei VW

16.03.1979

Die Übernahme der Triumph-Adler Gruppe durch das Volkswagenwerk wirft Fragen auf, wie es mit der deutschen DV-Industrie weitergehen soll - insbesondere auf dem Sektor der plattenorientierten Mittleren Datentechnik (MDT).

Nicht die Tatsache als solche (ein Unternehmen wechselt den Besitzer) ist bemerkenswert. Und auch Spekulationen darüber, warum der US-Konzern Litton Industries TA-Kapitalanteile an VW veräußert, zielen an dem eigentlichen Problem vorbei. Die Transaktion offenbart vielmehr einen enormen Kapitalbedarf der DV-Industrie, "den wohl nur die IBM mit ihrer ungeheuren Finanzkraft mit eigenen Mitteln finanzieren kann . Dieses Zitat stammt - Pikanterie am Rande - von TA-Pressechef Karl Heinz Schmidt (nachzulesen in CW-Nr. 17 vom 21. April 1978).

Vor diesem Hintergrund scheint es, als ob die schnelle Einigung der Beteiligten kein Zufall war.

Wie Heinz Nixdorf, der zwar Geld von den Wolfsburgern, nicht jedoch deren Mitsprache wollte, verfügt der Nürnberger Büromaschinen- und Computer-Hersteller über zu wenig Kapital für eigene Entwicklungen - Entwicklungen, die notwendig waren, um den eigenen Marktanteil zu halten.

Es muß zu denken geben, daß sich der Wettbewerb auf dem deutschen DV-Markt gerade in jüngster Zeit erheblich verschärft hat - eine Folge der offensiven Vertriebsstrategie IBMs. Und dabei dürften die von IBM ausgeteilten Rundschläge (/38 Serie E, Unbundling) noch nicht einmal ihre volle Wirkung erreicht haben. Vorerst ist der Markführer noch damit beschäftigt, die neue Software- und Servicepolitik bei den eigenen Kunden durchzuboxen. Niemand zweifelt freilich daran, daß dies gelingt. Dann wird der Marktgigant der erste Hersteller sein, der mit Software nennenswerte Umsätze macht. Darauf haben sich Hersteller wie

Triumph-Adler, Nixdorf oder Kienzle einzustellen.

TA kann geltend machen, daß sich im eigenen Haus mit dem VW-Engagement alles geändert hat. Doch zu gut ist in Erinnerung, wie sich artfremde Konzerne (RCA, GE, Singer, Xerox) bei ihren DV-Abenteuern die Finger verbrannt haben.