Tria IT-Solutions steckt in Finanznöten

27.08.2002
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach einem kostentreibenden Expansionskurs sind die Finanzmittel der Tria IT-Solutions AG zusammengeschmolzen. Um die Liquidität zu sichern, setzt der Trainings- und Consulting-Anbieter nun den Rotstift an. Der wenig erfolgreiche ERP-Beratungsbereich wird geschlossen, das Management gestrafft.

Seit dem Börsengang im Mai 1999 ist der Umsatz der Tria-Gruppe stetig gestiegen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verbuchten die Münchner mit 32,9 Millionen Euro fast doppelt so viele Einnahmen wie 24 Monate zuvor. Doch das Wachstum hat seinen Preis: Tria expandierte vor allem über Akquisitionen; im Rahmen einer riskanten Corporate-Venture-Strategie kaufte das Management allein im Jahr 2000 sieben Firmen aus unterschiedlichen Bereichen wie E-Commerce, M-Commerce oder Web-Media (siehe CW 23/02, Seite 36).

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Quelle: Tria

Diese Strategie ging nicht auf, wie sich bereits im letzten Jahr herausstellte. Tria blieb auf den vermeintlichen Börsenaspiranten sitzen und sah sich gezwungen, hohe Wertberichtigungen auf deren Firmenwerte vorzunehmen. Die Folge war ein Bilanzverlust von 15,3 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2001, was fast der Hälfte des Umsatzes entspricht. Im ersten Quartal 2002 verbuchte Tria bei gesunkenen Einnahmen einen operativen Verlust von 122000 Euro; innerhalb von drei Monaten schmolzen die liquiden Mittel von 2,6 Millionen Euro auf rund eine Million Euro zusammen.

„Die Liquiditätsdecke ist dünn“, kommentieren Finanzanalysten. Bereits im Juni stufte etwa die <a target="_blank" href="http://www.blb.de/">Bayerische Landesbank</a> die Tria-Aktie von „Neutral“ auf „Halten“ herab. Mitarbeiter des Unternehmens berichten von „erheblichen Liquiditätsengpässen“. Reisekostenabrechnungen dauerten mehrere Wochen, Löhne und Gehälter würden seit Ende Juni mit Verzögerung überwiesen.