Erneut Spekulationen um Konzernumbau

Trennung von SNI wird bei Siemens wieder zum Thema

14.02.1997

Die jüngsten Spekulationen sind durch einen "Spiegel"-Bericht entstanden, wonach von Pierer aufgrund der innerhalb und außerhalb des Konzerns immer lauter werdenden Kritik an seiner Unternehmensführung die Flucht nach vorne antritt. Angeblich müssen, so das Nachrichtenmagazin, binnen kürzester Zeit alle acht Siemens-Geschäftsfelder auf den Prüfstand. In den Bereichen, wo eine führende Wettbewerbsposition nicht zu halten beziehungsweise zu erreichen ist, sollen der Zukauf von Firmen oder Joint-ventures mit bis dato direkten Konkurrenten eine Wende zum Besseren bewirken. Die in besagtem Dossier genannte Alternative ist brutal: Töchter, die diese Vorgaben nicht erreichen (können), werden verkauft.

Die Kritik am Siemens-Chef ist nicht neu. Von Pierer wird immer häufiger ein zu zaghafter Kurs vorgeworfen. Stein des Anstoßes ist die im Vergleich zu Konkurrenten wie ABB und General Electric äußerst geringe Umsatzrendite von zuletzt 2,7 Prozent. Von Pierer zögere, radikale Einschnitte in die Struktur des Konzerns sowie den notwendigen Abbau tausender Arbeitsplätze in Angriff zu nehmen, heißt es.

Bei der Durchforstung des Konzerns nach wenig lukrativen Geschäftsfeldern werde sich, so Insider, der Siemens-Vorstand zwangsläufig mit dem Problem SNI beschäftigen müssen. Die seit der Übernahme chronisch defizitäre Computertochter hatte trotz europaweiter Marktführerschaft auch im Geschäftsjahr 1995/96 ein alles in allem nur durchwachsenes Ergebnis (Nettogewinn: 29 Millionen Mark) ausweisen können. Schwarze Zahlen standen, wie es heißt, nur durch konzerninterne Verrechnungen in dreistelliger Millionenhöhe in der Bilanz.

Ein Verkauf von SNI steht jedoch, wie ein Siemens-Sprecher gegenüber der CW betonte, "definitiv nicht zur Diskussion". Überdies seien die jetzt bekanntgewordenen Pläne in Sachen Überprüfung einzelner Sparten des Konzerns grundsätzlich bekannt. SNI-Sprecher Jochen Doering gab sich zurückhaltender. Man könne derzeit nur den Verkauf "des ganzen Unternehmens" ausschließen. Kooperationen oder Joint-ventures in speziellen Marktsegmenten wären für SNI hingegen "nichts Neues".