Gigabit-WLAN, LTE, NFC

Trends bei Business-Tablets: Connectivity

04.02.2014
Von 
Dr. Harald Karcher ist freier Autor in München. Er testet mobile Geräte vom Handy bis zum Laptop und mobile Netze von WLAN bis zu LTE.
Welche WLAN-Module dominieren zurzeit in den Business-Tablets? Haben Sie schon Tablets mit eingebautem LTE-Funk? Und wozu braucht der Business-Mensch überhaupt NFC? Das haben wir ein Dutzend Tablet-Experten gefragt. Hier eine Auswahl der besten Antworten.

Gigabit-WLAN ist "noch relativ neu", erklärt Michael Melzig von Fujitsu: "Aktuell gibt es noch wenige passende Endgeräte, vor allem im Business-Umfeld. Die 11n-Module sind bei Fujitsu Standard. Für zukünftige Notebooks und Tablets planen wir die Unterstützung für 802.11ac". Auch Michael Müller von Dell sieht keinen Grund zur Eile. Diese "Technologie ist noch in der frühen Adoptionsphase und hat die kritische Masse noch nicht überschritten. Daher liegt der Fokus derzeit noch nicht auf dieser Technologie", so sein Kommentar. Damit sprechen Melzig und Müller fast allen anderen Tablet-Anbietern aus der Seele, die mehrheitlich noch kein WLAN-AC in den Tablets verbauen, mit Ausnahme von Samsung und Toshiba. Mario Winter von Samsung verweist auf das Samsung Galaxy Note 10.1 2014 Edition. Das Gerät, das Anfang September auf der Internationalen Funkausstellung 2013 in Berlin vorgestellt wurde, unterstützt bereits den WLAN-Standard 802.11ac.

Beim Toshiba Tablet Excite Write gibt es auch schon Konfigurationen mit dem Gigabit-WLAN 802.11ac.
Beim Toshiba Tablet Excite Write gibt es auch schon Konfigurationen mit dem Gigabit-WLAN 802.11ac.
Foto: Toshiba

Freuen darf sich auch Ulrich Jäger von Toshiba: "Bei Toshiba dominieren die WLAN-Standards 802.11a/g/n und b/g/n. Mit den Tablet-Modellen der Toshiba Excite-Serie hat Toshiba zudem Konfigurationen mit dem WLAN Standard 802.11ac im Portfolio".

Martin Sasse von Acer wiederum verweist auf den interessanten Aspekt, dass viele Kunden aufgrund seiner begrenzten Reichweite explizit den a-Standard forderten. Letzterer funkt bekanntlich im 5-GHz-Bereich und durchdringt Betonwände nicht so gut wie die WLAN-Standards 11.bgn im 2,4GHz-Band. AC funkt übrigens auch im 5GHz-Band - und trifft damit auf die gleiche Physik von Betonwänden wie das bisherige 802.11a ohne C.

Mehr war zu Tablets mit Gigabit-WLAN-AC von einem guten Dutzend Tablet-Marketing-Managern nicht zu erfahren. Wer sich eines kaufen will, sollte auch hinterfragen, ob WLAN-AC mit einem, zwei oder drei MIMO-Datenströmen unterstützt wird. Oft sind diese Angaben aber nur schwer zu bekommen, obwohl sie einen maßgeblichen Einfluss auf die erzielbare Leistung haben. Alternativ lesen Sie dazu am besten die WLAN-Testberichte in den einschlägigen Fachmedien.

Warten auf LTE

LTE-Tablets und -Laptops können ihren vollen Nutzen nur entfalten, wenn es auch eine passende LTE-Netzwerk-Infrastruktur gibt. Kein Problem, sollte man meinen: In Deutschland lebt schon über die Hälfte der Bevölkerung in LTE-versorgten Gebieten. Die Telekom und Vodafone haben hier schon Milliarden-teure LTE-Netze ausgerollt. O2 folgt mit einigem Abstand. Einzig E-Plus bietet noch kein LTE.

LTE ist allerdings nicht gleich LTE. Grob gesagt gibt es derweil drei Speed-Gattungen im Feld: Auf dem Lande und in vielen Städten funkt LTE-800-MHz für Cat3-Endgeräte bis 50 MBit/s im Download. In über hundert großen Städten funkt zusätzlich LTE-1800-MHz der Telekom für Cat3-Terminals bis 100 MBit/s. Außerdem wurden im Sommer 2013 auch schon erste LTE-Stationen auf LTE-Cat4 bis 150 MBit/s hochgerüstet.

Inzwischen gibt es auch reichlich LTE-Endgeräte: Zumindest bei den High-End-Smartphones gehört LTE-Cat3 bis 100 MBit/s schon fast zur Grundausstattung. Smartphones mit LTE-Cat4-Modul bis 150 MBit/s sind ebenfalls schon lieferbar. So etwa das Huawei Ascend P2 oder der brillante Smartphone-Luxusbrocken Sony Xperia Z1. Mit dem Huawei P2 konnte der Autor schon im September 2013 auf dem Oktoberfestgelände in München satte Netto-Downloads bis zu 121 MBit/s messen. Da war aber gerade kein weiterer LTE-Surfer in der Funkzelle aktiv. Die LTE-User müssen sich die Kapazität einer LTE-Funkzelle nämlich teilen.

Nachzügler Intel

Ganz anders schaut es noch bei Tablets und Laptops aus. Da ist LTE noch nicht so stark verbreitet, obwohl man auf diesen größeren Geräten den brachialen Speed von LTE doch eigentlich viel besser nutzen könnte als auf den vergleichsweise kleinen Smartphone-Displays, auf denen man ja nicht stundenlang umfangreichen Content produzieren möchte. Viele LTE-User nutzen daher ihr schnelles LTE-Handy als WLAN-Hotspot und leihen sich so die LTE-Power des Smartphones für ihr Notebook oder Tablet.

Viele Laptop- und Tablet-Hersteller haben sich in den letzten Jahren daran gewöhnt, mit Innovationen zu warten, bis Intel ihnen die fertige Lösung auf dem Silbertablett serviert. So ist das jetzt auch wieder bei LTE. Nun hat Intel aber den Trend zu LTE sehr spät erkannt und musste die fehlende Kompetenz nun eilig von extern zukaufen, etwa von der Münchener Siemens-Tochter Infineon oder vom japanischen NTT-Mobilfunk-Lieferanten Fujitsu.

Immerhin: Erst vor kurzem hat Intel nachgelegt und mit dem Intel XMM 7160 laut Intel-Manager Olaf Höhne die "nächste Generation des 22nm Quadcore Intel Atom System-on-a-Chip (SoC) für Tablets mit 4G LTE Multimode für Android und Windows 8.1 vorgestellt. Das LTE-Modem auf den Markt ist dabei laut Anbieter ab sofort in der 4G-Version des Samsung Galaxy Tab 3 (10.1) in Europa und Asien verfügbar und beherrscht das weltweite LTE-Roaming in nur einer Version des Produkts.

Allerdings handelt es sich beim XMM 7160 noch um ein LTE-Cat3-Modul, das nur Bandbreiten bis 100 MBit/s beherrscht - derweil suchen etliche LTE-Geräte-Hersteller aber schon nach geeigneten LTE-Cat4-Modulen und wollen an Weihnachten 2013 eigentlich nicht mehr mit LTE-Cat3-Implementierungen anfangen. Ganz so schnell scheint Intel daher wohl nicht gegenüber seinem Rivalen Qualcomm aufzuholen, wenngleich die nächste Generation der LTE-Lösungen zumindest dem Anschein nach schon in den Startlöchern steht: So kündigt Intel an, dass das Nachfolgemodell XMM 7260 mit Funktionen des erweiterten Standards LTE Advanced wie Carrier Aggregation, höhere Datenraten und Unterstützung für TD-LTE und TD-SCDMA "voraussichtlich im Jahr 2014 auf den Markt kommen wird".

LTE-Zauderer

Haben Sie Tablets mit LTE? Die Antwort von Martin Sasse von Acer zeigt schon fast exemplarisch den LTE-Rückstand der Tablets gegenüber den Handys auf: "Bei den Tablets haben wir gegenwärtig noch keine Modelle mit LTE im Programm. Diese Technologie bieten wir im Moment nur in unserem neuen Android-Smartphone Acer Liquid S2 an." Auch Lenovo und Motion bieten laut Auskunft noch keine LTE-Tablets in Deutschland an. Dell offeriert LTE-Geräte zumindest schon mal in den USA an. In Europa unterstützt Dell dagegen "die am weitesten verbreitete Technologie HSPA+ in seinen Tablets", sagt Manager Michael Müller. Auf gut Deutsch: Kein LTE für Europa. Die LTE-versorgten Länder sind hier im Gegensatz zu USA zu klein und die Unterschiede in den nationalen LTE-Ausprägungen zu groß. Der europäische LTE-Flickenteppich macht zu viel Arbeit.

Es gibt aber auch LTE-affinere Mobile-Computing-Hersteller, etwa Fujitsu: Dazu Michael Melzig: "Wir bieten schon seit 2012 alle Tablets auf Wunsch mit LTE an, mit Ausnahme des Stylistic M532. Im Stylistic Q702, Q572 und im Lifebook T902 ist ein Sierra Wireless Modul MC7710 verbaut. Das MC7710 unterstützt die LTE-Bänder bei 800, 900, 1800, 2100 und 2600 MHz. Beim M702 haben wir eine Fujitsu-Eigenentwicklung integriert. Das MC7710 unterstützt hier die LTE-Bänder bei 800, 900 und 2600 MHz".

Das LTE-Business-Tablet Fujitsu Stylistic M702 ist wasserdicht. Hier surfte der Autor über 4G LTE gerade unter Wasser auf den Webseiten der Computerwoche.
Das LTE-Business-Tablet Fujitsu Stylistic M702 ist wasserdicht. Hier surfte der Autor über 4G LTE gerade unter Wasser auf den Webseiten der Computerwoche.
Foto: Harald Karcher

Für Samsung ist LTE längst normal, dazu Mario Winter: "Ja. Selbstverständlich wird das neue Galaxy Note 10.1 2014 Edition LTE unterstützen. Aber auch Produkte, die bereits auf dem Markt sind, wie das Galaxy Tab 3 8.0 LTE (LTE-Bänder: 800, 850, 900, 1.800, 2.100, 2.600), das Galaxy Note 8.0 LTE (LTE-Bänder: 800 / 900 / 1.800 / 2.600, abhängig von der Region) und das Samsung Galaxy Note 10.1 LTE bieten schnellen LTE-Funk", erklärte der Director IT & Mobile Communication der Samsung Electronics GmbH kurz nach der IFA 2013: "Immer mehr Nutzer verlagern ihre Daten in die Cloud und genießen den Vorteil, auch von unterwegs auf Dokumente und E-Mails zuzugreifen. Daher werden höhere Datenübertragungsraten wie LTE und LTE+ in Zukunft immer entscheidender. Aus diesem Grund sind die meisten unserer Produkte längst als LTE-Version verfügbar".

Auch Steffen Grosch von Sony Mobile muss bei LTE nicht passen: "Natürlich. Das Xperia Tablet Z unterstützt alle europäischen LTE-Netze in den Bändern I, III, V, VII, VIII, XX". Sogar der Ruggedized-Anbieter Panasonic hat schon 4G im Portfolio: Dazu Marco Rach: "Aktuell bieten wir lediglich für das Toughpad JT-B1 optional ein integriertes LTE-Modul an. Ab November wird dies auch für das Toughpad FZ-G1 der Fall sein. Die LTE Bänder B20, B8, B7, B3 und B1 werden unterstützt".

Asus hat ebenfalls schon LTE in einigen Tablets: Dazu Jörg Wissing "Neben dem Nexus 7 (2013) bietet Asus das MeMO Pad FHD 10 LTE, das Asus VivoTab ME400CL sowie das Padfone 2 mit LTE-Modul an".

Schließlich Ulrich Jäger von Toshiba: "Unsere Detachable-Modelle Toshiba Portégé Z10t sowie die WT310-Tablets bringen wir auch als Konfigurationen mit LTE auf den Markt. Zukünftig werden standardmäßig die Combo-Module (LTE/3G) in den Businessgeräten verbaut". Letzteres dürfte auch für alle anderen Tablet-Hersteller gelten, denn wenn die 2G-3G-Daten-Netze wegen Überfüllung demnächst vollends in die Knie gehen, wird man den Wert von LTE erst richtig erkennen.

Mit Ausnahme von Fujitsu war es den meisten Tablet-Anbietern offenbar nicht möglich, den Hersteller und das genaue Modell des in den Geräten verbauten LTE-Moduls zu recherchieren. Sonst hätten wir diese Angaben hier gerne gebracht, weil sie wichtige Rückschlüsse auf die LTE-Eigenschaften der Geräte zulassen würden.