Messe-Rundgang: Software-Development-Tools

Trend zu Internet-Applikationen forciert die Tool-Integration

08.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Waren bislang Software-Tools zur Applikationsportierung von Unix nach NT ein dominierendes Entwicklungsthema, verstärkt sich inzwischen der Trend zu integrierten Werkzeugen für verteilte beziehungsweise Web-fähige Applikationen. Treibende Kraft ist der gestiegene Bedarf an Internet-Computing-Applications. Die Systems hat dazu in Halle A3 ein eigenes Software-Development-Center eingerichtet.

IDC prognostiziert den Umsätzen mit Software-Development-Tools (SDT) zwar nur ein moderates Wachstum im laufenden Jahr, dafür erfährt der Sieben-Milliarden-Dollar-Markt eine Verschiebung vom Portierungs- und Case-Segment hin zu integrierten Werkzeuge für verteilte und Internet-Server-Applikationen. Der Leistungsumfang der Produkte reicht vom einfachen Source- Code-Management über die klassischen Case-Tools bis hin zu vollintegrierten Entwicklungsplattformen. Dabei verfolgen alle angebotenen Lösungen das gleiche Ziel: Der Aufwand für die Erstellung komplexer Applika- tionen soll rationalisiert werden, während gleichzeitig eine bessere Qualität der Ergebnisse gewährleistet ist.

Demnach handelt es sich bei der Forderung nach verteilter Softwarenutzung und der Lauffähigkeit auf multiplen Plattformen oder Web-Applikations-Servern nicht mehr um eine Randerscheinung. Darüber hinaus beschäftigen den Entwicklungsleiter die Öffnung seiner Anwendungen in Richtung gängiger RDBMS und ODBMS. Diese Probleme haben viele Hersteller erkannt - einige von ihnen präsentieren ihre integrierten Produkte im Software-Development-Center der Systems-Halle A3.

So zeigt die CGI Informatik GmbH aus Langenfeld bei Düsseldorf (Stand 137) mit "Cool: Plex" eine Komplettlösung rund um das Thema Anwendungsentwicklung für E-Business. Der Geschäftsbereich Application Development Solution wendet sich mit diesen Werkzeugen an die Erstellung von Host-to-Web- sowie E-Business-Lösungen. Mit der jüngsten Version, 4.0, bietet Cool:Plex eine vollständige Web- und Multiplattform-Unterstützung. Java-Clients können in C++ für Windows-Plattformen generiert werden. Zusätzlich lassen sich Clients für Java-Applikationen oder Browser-fähige Java-Applets erzeugen.

Eine Lösung für die automatische Dokumentation von "Pradigm-Plus"-Projekten, dem Case-Tool von Platinum Technologies, zeigt die Karlsruher Computec GmbH (Stand 232). Das Add-on "Paradoc 1.7" generiert aus der festgelegten Dokumentenstruktur, dem frei wählbaren Layout und den aus Paradigm Plus exportierten Modelldaten eine Dokumentation des entsprechenden Projekts.

Eine Erhöhung der Produktivität von verteilten Entwicklungsteams sowie eine verkürzte Auslieferungszeit von Softwareversionen verspricht auch die Continuus GmbH, München, (Stand 278) mit dem Einsatz ihrer Change- und Konfigurations-Management-Suite. Der Hersteller konzentriert sich auf eine integrierte Produktlinie, die das Change-Management ("Change-Suite") und die Web-basierte Applikationsentwicklung ("Websynergy-Suite") abdeckt. Beide Tools unterstützen die verteilte Entwicklung. Dabei werden die Qualitätssicherungsstandards nach Aussagen des amerikanischen Unternehmens eingehalten.

Zwang zum Testen wird größer

Die Automatisierung der Testschritte im Lebenszyklus sind ein Schwerpunkt des Quality-Engineering-Anbieters Isardata GmbH aus Wolfratshausen bei München (Stand 155). Verteilte Systeme sowie die Nutzung von Internet und Intranets zwingen die Softwarebranche und die Anwender, sich mit der Qualität beziehungsweise Produktivität des Testprozesses stärker auseinanderzusetzen. Dafür hat der Hersteller die Tools "Isardata Testoffice" und "Isardata Q2" entwickelt, die es ermöglichen, automatisch ausführbare Testfälle zu definieren und dadurch den interaktiven Prüfaufwand zu reduzieren.

Das Erlanger Softwarehaus Mathema GmbH (Stand 173 B) bie- tet mit "Jeeb Provider/Assembler 1.0" ein Entwicklungswerkzeug für die Assemblierung von Enterprise Javabeans (EJBs) an. Das in reinem Java implementierte Produkt ist ein plattform- und Applikations-Server-unabhängiges Tool. Es unterstützt Softwarehäuser bei der Erstellung und Assemblierung von verteilbaren Komponenten entsprechend den Sun-Spezifikationen. Der ab sofort verfügbare "Jeeb PA 1.0" ist das erste Produkt in einer Reihe von Mathema-Tools, die ebenfalls die Entwicklung von Enterprise-EJB-Komponenten vereinfachen sollen.

Auf Quellcodeanalyse und Qualitätssicherung konzentriert sich der Wuppertaler Anbieter McCabe + Associates GmbH (Stand 177). Das Analyse-Tool "McCabe QA" verschafft durch geschickte Visualisierung eine Übersicht über die Funktionsweise von Softwaresystemen, wodurch anstehende Code-Reviews wesentlich vereinfacht werden können.

Ebenfalls in Richtung Management umfangreicher Softwareprojekte zielt die Merant GmbH aus Ismaning (Stand 242 A und B) mit "PVCS". Ziel des Unternehmens ist es, den gesamten Entwicklungsprozeß transparent zu organisieren. PVCS deckt den Herstellerangaben zufolge von der einfachen Versionsverwaltung bis hin zum komplexen Change-Management alles ab, was man von einem leistungsfähigen SCM-System (Software-Configuration-Management) erwartet. PVCS unterstützt auf den wichtigsten Plattformen Softwareprojekte im Client-Server-Bereich ebenso wie Internet- und Intranet-Entwicklungen.

Das auf der Unified Modeling Language (UML) basierende Case-Tool "Objectif" von der Berliner Microtool GmbH (Stand 165) unterstützt den Weg von der Use-Case-Analyse bis zur Implementierung der Anwendung in C++ oder Java. Als Besonderheit wird hervorgehoben, daß die Konsistenz von Modell und Code immer widerspruchsfrei sei. Durch ein integriertes Oberflächen-Prototyping als Erweiterung der Use-Case-Analyse sollen sich die Anforderungen präzise definieren lassen. Ständig wiederkehrende Entwurfsaufgaben und die Codegenerierung können über Skripte automatisiert werden. Objectif gestattet ein Reverse-Engineering von Javabyte-Code und C++- beziehungsweise Java-Klassenbibliotheken. Round Trip Engineering mit gängigen Workbenches erlauben nach Herstellerangaben ein effizientes Arbeiten. Ebenso ist es möglich, die Ergebnisse im Web zu publizieren, über MS-Word zu dokumentieren oder ein Pflichtenheft zu generieren.

Eine leicht erlernbare Entwicklungsumgebung für die ereignisgesteuerte und objektorientierte Programmierung verspricht das Ettlinger Unternehmen ML-Software GmbH mit "ML 4 Win- dows" (Stand 181). Das Tool verbindet die Vorteile des GUI-Konzepts mit denen des Client-Server-Computing. Standard-Zugangssoftware zu Datenbanken wie ODBC werden für unterschiedliche Plattformen unterstützt. Rechtzeitig zur Systems läuft das Entwicklungs-Tool auf allen Betriebssystemen, die mit einer Java Virtual Machine (JVM) ausgerüstet sind. Neben ML 4, ANSI-C und RPG ist zusätzlich die Erzeugung von Java-Quell- code möglich.

"Conspector" ist das Laufzeitsystem innerhalb der "Software-Factory" des Dortmunder Anbieters Nexus GmbH (Stand 290). Das Java-basierte Produkt für Rapid Application Development (RAD) wird vom Hersteller als Rahmensystem für eine "hyperschnelle" Anwendungsentwicklung positioniert. Software-Factory integriert bereits vorhandene Case- und Geschäftsprozeß-Modellierungs-Tools und erzeugt aus Objektmodellen wahlweise relationale oder objektorientierte Datenbankrepositories. Zur Detailprogrammierung sind Werkzeuge wie Jbuilder, Symantec Cafe, Visual J++ oder Visual Age for Java einsetzbar.

Im Bereich der Entwicklungs-Tools konzentriert sich die Münchner Oracle GmbH mit einem umfangreichen Portfolio auf die Rationalisierung Web-fähiger Applikationen (Stand 173 A). Der "Oracle Application Server" stellt dafür eine offene Entwicklungs- und Anwendungsplattform dar. Er gehört zu einer neuen Generation von Applikations-Servern, die über eine zentrale Schnittstelle für den Zugriff auf beliebige Datenbanken, Anwendungen und Legacy-Systeme verfügen. Bei der "Oracle Jdeveloper Suite" handelt es sich um eine Entwicklungsumgebung zur Erstellung von wiederverwendbaren Java-Standardkomponenten für Datenbankanwendungen.

Jdeveloper unterstützt das Komponentenmodell der Javabeans und Enterprise Javabeans. Im speziellen kann der Anwender Corba-kompatible Enterprise Java- beans für verteilte Applikationen erzeugen. Das Werkzeug ist zu wichtigen Industriestandards wie JDBC, Java 2, Corba, IIOP, JFC und Swing sowie RMI kompa- tibel.

Das klassische Entwicklungsthema Unix-NT-Portierung wird auf der Messe unter anderem von der Firma Unilab GmbH aus Paderborn vertreten (Stand 254). Mit Release 4.2 von "Nutcracker" präsentiert der Hersteller die neueste Version des etablierten Pakets. Besonderheiten des Updates sind die aktualisierten Versionen von SCO Xvision und des WRQ Reflection X Server. Gleichzeitig wurden die Performance in der Laufzeitumgebung verbessert und das Angebot an API-Funktionen erweitert. Das jüngste Release bietet erweiterten Support für Unix-Domain-So- ckets sowie verbesserte Möglichkeiten zum Debugging.