IMAGE PROCESSING

Trend: Mehr Bildverarbeitung in der Vorgangsbearbeitung

29.05.1992

Unlängst noch galten Bildverarbeitungssysteme in der Regel als zu teuer. Sie wurden deshalb hauptsächlich für die langfristige Speicherung von Dokumenten dort eingesetzt, wo sich die Ausgaben mit Raumeinsparungen rechtfertigen ließen. Eine Prognose der Marktforscher von Input Ltd. Frankfurt, für den europäischen Markt* sieht für die kommenden vier Jahre jedoch ein jährliches Anwachsen des Marktes von 26 Prozent auf ein Investitionsvolumen von 700 Millionen Dollar voraus.

Ein rascher und stetiger Preisverfall bewirkt jedoch, daß Imaging-Systeme inzwischen auch stärker in bestehende Produktionssysteme integriert werden. Hieraus ergibt sich der prognostizierte Anstieg bei der Integration von Bildverarbeitungssystemen.

Diese Prognose resultiert aus der Marktentwicklung in Richtung

- Vorgangsbearbeitung und

- vollständige Integration von Imaging-Systemen in die bestehende Datenverarbeitung und Büroautomatisierung.

Einfache Anwendungen der Dokumentenspeicherung und -wiederauffindung werden zwar nicht dem Systemintegrationsmarkt zugerechnet, stellen aber für die Benutzer oft den entscheidenden Einstieg dar. Sie erhalten durch solche Projekte die Gelegenheit, sich Sachkenntnis und Erfahrung mit Bildverarbeitungssystemen anzueignen und zugleich einen Bestand von in Bildform gespeicherten Dokumenten aufzubauen, der später mit Anwendungen wie der ganzheitlichen Vorgangsbearbeitung nützlich werden kann.

Der nächste Schritt für viele Benutzer ist die Bildverarbeitung zur Umstrukturierung der Geschäftsabläufe im Zusammenhang mit bestimmten papierintensiven Abteilungen der Unternehmen. Die gängigsten Anwendungen finden sich im externen Schriftverkehr.

Im Finanzdienstleistungs-Sektor gab es bislang die größten Anwender von Image Processing. Sie setzen die Technik im wesentlichen für die Vorgangsbearbeitung ein.

Verbesserungen für den Nutzer offenkundiger

Dies trifft besonders auf den Bereich der Versicherungen zu. Dort wurde dieses Archivierungsverfahren am intensivsten für Dienstleistungen eingesetzt, bei denen Kundendaten 20 Jahre und länger gespeichert werden, zum Beispiel im Zusammenhang mit Lebensversicherungen, Renten und Hypotheken.

Obgleich Anwendungen der ganzheitlichen Vorgangsbearbeitung dem gesamten kurzfristigen Versicherungsgeschäft wesentliche Vorteile durch Produktivitätssteigerungen und verbesserten Kundendienst bringen, war man hier bei der Übernahme der Bildverarbeitung zur Unterstützung des Sachversicherungsgeschäftes weit zögerlicher als im Bereich der Lebensversicherungen. Da die erreichbaren Verbesserungen für den Benutzer aber immer offenkundiger und die Softwareprodukte immer ausgereifter werden, dürfte Bildverarbeitung auch im kurzfristigen Geschäft - so die Prognosen - deutlich zunehmen.

Im Verwaltungsbereich soll die computergestützte Vorgangsbearbeitung auch bei den Steuerbehörden intensiv zum Einsatz kommen. Schon heute verwenden zahlreiche Behörden in Großbritannien Imaging-Systeme zur Unterstützung bei der Erhebung und Verwaltung kommunaler Abgaben. Eine wichtige Rolle spielt diese Art der Vorgangsbearbeitung auch im Gesundheitswesen.

Zu den großen Anbietern von Systemen zur ganzheitlichen Vorgangsbearbeitung mit Hilfe vom Image-Processing-Systemen im europäischen Markt gehören IBM, Olivetti Systems und Networks, Wang und Philips.

Philips Information Systems, im November 1991 von Digital gekauft, erkannte als einer der ersten Anbieter die Möglichkeiten der Bildverarbeitung und vermarktet seit 1989 sein Imaging-System "Megadoc". Eigenen Angaben zufolge installierte Philips bis 1991 über 250 derartige Systeme in ganz Westeuropa. Doch erkannte das Unternehmen, daß die Bildverarbeitung nur langsam übernommen wurde und der Trend bei den Ausrüstungsgütern hin zu offenen Systemen ging. Als Reaktion entwickelte Philips "Echo", ein ausgereiftes Softwareprodukt zur Freigabe im Januar 1992. Echo wurde zunächst auf Sun-Plattformen implementiert, was sich im Zuge der Übernahme von Philips durch Digital allerdings möglicherweise ändern wird. Pilotprojekte laufen bei der Commercial Union in Birmingham und der niederländischen Delta Lloyd.

Philips erkannte, wie wichtig es ist, mit dem Top-Management über die Umstrukturierung von Geschäftsabläufen anstatt über die Bildverarbeitungstechnik zu sprechen. Möglicherweise aber fehlten den Philips-Leuten zum einen das Image der kompetenten Beratungsinstanz und zum anderen die großen Auftraggeber, um die Fähigkeiten ihres Produkts von ausschöpfen zu können.

Olivetti Systems and Networks bietet seit mehreren Jahren in Westeuropa das Filenet-Imaging-System an. In Großbritannien hat Olivetti rund 20 Filenet-Kunden.

Eine Reihe von Anbietern indes - unter anderem Olivetti Systems and Networks und die IBM - hält die Zeit für gekommen, Bildverarbeitungs-Features mit Anwendungen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulationen, persönlichen Datenbanken und E-Mail innerhalb ihrer Produktpalette für Bürokommunikation zu integrieren.

Olivetti legt den Schwerpunkt auf sein Produkt "Ibisys", das auf einem Unix-Server läuft und mit einem breiten Spektrum von Paketen für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und individueller Datenhaltung arbeitet. Die Bilder können über E-Mail übertragen und in Berichte integriert werden. Analog dazu hat IBM vor kurzem die Bildverarbeitung in ein Büroautomatisierungsangebot auf ihrer RS/6000-Plattform integriert.

Schließlich wird die Bildverarbeitung, zunehmend in Standard-DV-Anwendungen eingepaßt. Beispielsweise entwickelt Wang als komplementäres Marktkonzept eine breite Palette an Tools, mit denen sich Image Processing realisieren läßt, und ermutigt Anbieter von Anwendungssoftware dazu, diese in ihre Produkte einzubeziehen. Einer dieser Anbieter ist beispielsweise Computer Associates.