Treibende Kraefte sind Abteilungen und Arbeitsgruppen Nur wenige DV-Chefs machen die Groupware zu ihrer Sache

05.05.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Workgroup-bezogene Software wandert zumeist ueber die Fachabteilungen in die Unternehmen hinein, und haeufig wird sie ohne eine vorherige Kosten-Nutzen-Analyse eingefuehrt. Diese Ergebnisse veroeffentlichte das kalifornische Beratungsunternehmen Creative Networks Inc., Palo Alto, kuerzlich in der Untersuchung "Groupware: Myths and Realities".

Fuer seine Studie befragte Creative Labs 75 Grossunternehmen, die mit Groupware-Produkten arbeiten. Zwei Drittel davon gaben an, dass die Initialzuendung fuer den Einsatz der Software von einer Fachabteilung oder einer Arbeitsgruppe ausgegangen war.

Als weitaus erstaunlicher bewerten die Analysten allerdings ein anderes Ergebnis: Drei Fuenftel der Anwenderunternehmen hatten die Groupware eigenen Angaben zufolge implementiert, ohne den Nutzen zu untersuchen, die Kosten zu rechtfertigen und den Return on Investment zu berechnen.

Aus Anwendersicht ist diese Tatsache weniger befremdlich.

"Wie sollte sich Groupware in einen Marktvorteil uebersetzen lassen, durch den wir mehr Geschaeft machen?" fragt Craig Metzler, Chief Information Officer bei der Marketing- und Werbeagentur Highway 1 Communications Inc. mit Sitz in San Franzisko. Die Agentur hat sich fuer den Groupware-Einsatz entschieden, um ihren Projektteams eine kostenguenstige Moeglichkeit fuer die gemeinsame Arbeit an Datenbestaenden und Marketing-Plaenen zu bieten.

Nach Metzlers Ansicht gibt es keine Moeglichkeit, ohne allzu grossen Aufwand den betriebswirtschaftlichen Nutzen einer Groupware nachzuweisen. Doch obschon Highway 1 den Einfluss der Software auf das Unternehmensergebnis nicht quantifizieren kann, ist Metzler fast sicher, dass die Agentur mit Hilfe der Groupware-Anwendungen eine Reihe von Kunden gewinnen konnte.

Langfristig laesst sich der Nutzen eines Groupware-Produkts vor allem dadurch steigern, so Creative-Network-Praesidentin Nina Burns, dass die einzelnen Abteilungen miteinander verbunden werden. Doch bislang haben nur wenige Unternehmen die Groupware zur Chefsache gemacht. Ganze 30 Prozent der Befragten gaben an, ein Top-down-Konzept zu verfolgen.

In der Praxis stellt sich dieser Ansatz zumeist als eine zentrale Messaging-Infrastruktur dar, die den Datenfluss zwischen unterschiedlichen Groupware-Produkten unterstuetzen soll. Dabei definieren die Unternehmen laut Burns zumeist entweder X.400 oder das Simple Mail Transport Protocol (SMTP) als Standard- Schnittstelle.

Die Alternative bestuende darin, eine Entscheidung fuer ein bestimmtes Tool, beispielsweise Lotus Notes, Microsoft Exchange oder Novell Groupwise, zu faellen und es dann unternehmensweit zu verbreiten. Wie Burns erlaeutert, schrecken viele Unternehmen davor zurueck, weil sie sich fuerchten, ihren Anwendern allzuviel PC-Power an die Hand zu geben.