Zwist der Airline-Netze wird gerichtsnotorisch:

Travicom und System One vor dem Kadi

06.11.1987

BRÜSSEL (CW) - Mit juristischen Mitteln setzt sich American Airlines jetzt gegen die neue europäische Konkurrenz im Markt DV-gestützter Reservierungs- und Buchungssysteme zur Wehr. Die EG-Kommission solle gegen Galileo-Partner Travicom aktiv werden, fordert die US-Fluggesellschaft.

In einer Klage vor dem Obersten Gerichtshof des Königreichs behaupten die Amerikaner, die ehemals staatliche Fluggesellschaft British Airways nutze ihre marktbeherrschende Stellung in Großbritannien aus zugunsten ihrer Tochter Travicom, die das Kernstück des Systems "Galileo" bildet. Gleichzeitig reichte die Airline bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften Beschwerde ein.

American Airlines will mit dem Verfahren erreichen, daß über das Netz ihres Computer-Ablegers Sabre auch innerhalb Großbritanniens Tikkets der British Airways verkauft werden dürfen. Andernfalls habe Sabre kaum eine Chance, in den Reisebüros auf der Insel Fuß zu fassen. In der Bundesrepublik hat zwar das "Start"-Netz, an dem die Lufthansa maßgeblich beteiligt ist, eine ähnliche Marktstellung wie Travicom in England; allerdings bietet die Lufthansa den Amerikanern keine Angriffsfläche für eine Kartellbeschwerde, denn es ist hierzulande möglich, LH-Tickets über Sabre zu buchen.

In den USA hat American Airlines vor kurzem den Software-Lieferanten der Lufthansa-Beteiligungsgesellschaft Amadeus, Texas Air Corp., auf 100 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt. Die Texas-Tochter System One jagt dem Marktführer Sabre seit einiger Zeit Marktanteile ab - laut American Airlines mit unfairen Methoden. Die Texaner hätten Reisebüros angestiftet, Verträge mit Sabre zu brechen und statt dessen System-One-Terminals zu installieren.