Trauerwein Das Geschwaetz von yesterday

03.02.1995

Nie war dieser Ratschlag so wertvoll wie heute: Ein Marktbeobachter sollte stets darauf eingestellt sein, lautet eine alte Analystenweisheit, seine Meinung von einem auf den anderen Tag wechseln zu muessen. Nichts, so die Quintessenz, ist so alt wie die vermeintlich sichere Erkenntnis von gestern. Yesterday: Waren da nicht Intel und Microsoft am Boden, die Chip-Grossbaeckerei gebeutelt durch die Pentium-Bug-Blamage, desavouiert die Gates- Company durch ihre Dauerausrede vom Windows-95-Delay? Waehnte sich nicht IBM mit RISC-Power und Warp-Werbung bereits im siebten PR- Himmel? Pustekuchen! Die Reaktionen aus der PC-Branche lassen nicht erkennen, dass man den Desktop-Koenigen Intel und Microsoft noch irgend etwas uebelnimmt. Im Gegenteil: Es hagelt Ergebenheitsbekundungen. Kooperationen werden geschlossen, die sich mittlerweile auf Produkte von ueberuebermorgen beziehen. Hat jemand etwas anderes erwartet? Trauerwein versteht: Es kann nicht im Geschaeftsinteresse der Intel- und Microsoft-Partner liegen, dass sensible Themen im Zusammenhang mit den beiden Monopolisten in der Oeffentlichkeit breitgetreten werden. Also wird so getan, als ob nichts geschehen waere. Bequem, nicht? Aber auch eine Sauerei, findet Trauerwein. Man wird doch noch seine Meinung aendern duerfen.