Trauer muß Sebastian tragen

14.06.1991

Sebastian Trauerwein Information Resources Manager

Wenn auch kaum ein IBM-Mitarbeiter bereit sein wird, die Akers-Schelte - auf die eigene Person bezogen - gerecht zu nennen, so wird doch keiner bestreiten, daß dem Big-Blue-Boß ein Bubenstück besonderer Art gelungen ist, muß doch jetzt alle Welt annehmen, der Lochkartenmaschinen-Manufaktur ginge es dreckig. Arme IBM, armes Amerika, hört man die Wallstreet-Auguren bereits tränenfeucht klagen. Den notleidenden Armonkern müsse natürlich geholfen werden. Trauerwein schließt sich einem solchen Appell nicht an. Wer wie die IBM den Mainframe-Markt und damit die Informationstechnik der Großanwender beherrscht, muß sich über PC-Flops (OS/2, Mikrokanal, Presentation Manager) nicht grämen. Ganz ernstlich ist aber zu überlegen, wie man die von Akers gerüffelten /370-Veteranen trösten könnte. Was machte denn den IBM-Nimbus der Unfehlbarkeit aus? VBs, die um jeden Auftrag verbissen kämpfen mußten? SEs, die sich genötigt sahen, Konkurrenzprodukte madig zu machen? I bewahre! Dann hätte man ja gleich bei Burroughs, Univac, Control Data, NCR oder Honeywell kaufen können. Nein, für IBM entschied man sich nicht, IBM wurde geliebt, auch - und gerade - von seinen Mitarbeitern. Will Akers alles zunichte machen? Hat der Glaube an IBM keine Kraft mehr?