Parallelrechner für Anwender im Bereich Mustererkennung:

Transputersystem ist frei konfigurierbar

13.03.1987

AACHEN (ch) - Mit einem flexibel konfigurierbaren Parallelrechner auf Basis des Inmos-Transputer-Prozessors will das Aachener Unternehmen Parsytec neue Märkte erschließen. Besonders eignen soll sich die Neuentwicklung für Aufgaben der Mustererkennung in allen Variationen.

Die Maschine heißt Megaframe und ist nicht mit dem Supermini gleichen Namens amerikanischer Provenienz zu verwechseln. Beim Megaframe von Parsytec handelt es sich vielmehr um ein komplett neugestaltetes Produkt - so neu, daß nicht einmal Software dafür vorhanden ist. Daß eine derartige reichhaltige Ausstattung potentielle Anwender eher abschrecken könnte, hat man auch bei Parsytec erkannt und die Konsequenzen gezogen: In den kommenden Jahren sollen laut Geschäftsführer Falk Kübler 60 Prozent der Firmenressourcen zur Erstellung und Pflege von Software herangezogen werden. Zur Zeit allerdings verlangt die Entscheidung für den Megaframe vom Anwender noch einen gewissen Pioniergeist. Angesichts der damit zu erschließenden neuen Applikationen - Bild- und Signalverarbeitung, Echtzeit-Simulation, komplexe Grafikanwendungen - dürften dafür allerdings ohnehin in erster Linie Kunden in Frage kommen, die über entsprechendes spezielles Know-how verfügen, wie beispielsweise Forschungsinstitute, Universitäten oder Spezialfirmen.

Mit einem solchen Gerät sind erstaunliche Rechenleistungen erzielbar: Bei Bestückung einer Systemeinheit mit zehn Prozessormodulen kommt man rechnerisch auf 100 Mips. Selbst wenn man davon einiges als Kommunikations-Overhead abzieht, bleibt ein Durchsatz in Mainframe-Größenordnungen vorhanden. So eine Konfiguration kostet etwa eine halbe Million, es sind jedoch auch schon Einprozessorsysteme mit zehn Mips ab 30 000 Mark möglich.

Der Rechner selbst nutzt weitgehend die speziellen Eigenschaften des Parallelprozessorchips Transputer. Daher ist der Megaframe völlig busfrei. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Prozessormodulen oder zwischen diesen und Ein- oder Ausgabebaugruppen läuft über sogenannte Links (serielle Zweipunkt-Kommunikationsleitungen), von denen jeder Transputer vier Stück besitzt. Genausowenig wie ein Bus ist ein gemeiner Hauptspeicher vorhanden; jeder Transputer besitzt einen eigenen Arbeitsspeicher. Die Topologie, die Zusammenschaltung der einzelnen Prozessormodule, ist weitgehend frei wählbar und läßt sich vom Anwender der Aufgabenstellung entsprechend gestalten. Der Hersteller wagt sogar die Behauptung, die Ausbaufähigkeit des Gesamtsystems und die Anzahl der integrierbaren Prozessormodule seien technisch nicht begrenzt.

Konstruktiv besteht der Megaframe aus einer Systemeinheit mit Stromversorgung, die bis zu zehn Prozessormodule faßt. Mehrere Systemeinheiten lassen sich zusammenschalten. An Prozessormodulen stehen diverse Ausführungen zur Verfügung, so beispielsweise eine mit einem 32-Bit-Transputer, Gleitkomma-Hardware und einem schnellen (80 Nanosekunden Zugriffszeit) Hauptspeicher von 1 MB Kapazität sowie einem Durchsatz von 10 Mips oder eine mit vier 16-Bit-Transputern mit je 64 Kilobyte RAM. Auch Steckkarten für Spezialfunktionen sind im Angebot, beispielsweise ein Grafikprozessor mit einer Auflösung von 1280 mal 1024 Pixel oder ein I/O-"Cluster" mit Terminal- und SCSI-Schnittstelle. An letztere lassen sich bis zu acht Winchesterlaufwerke zu je 380 Megabyte anschließen.