Geschlossene Benutzergruppen, Beispiel 3:

Transpotel - Info-Börse mit europäischer Dimension

18.09.1987

Transpotel ist ein neues elektronisches Informationssystem für Wirtschaft und Verkehr. Es nutzt allen. die den Transport von Gütern planen, steuern oder durchführen. Da Transpotel seine Schwerpunkte heute im Straßengüter- und im Seeverkehr hat, sind besonders Spediteure und Frachtführer, Makler und Agenten, aber auch die verladende Industrie angesprochen.

Die erste Transpotel-Dienstleistung ist eine acht Länder übergreifende Laderaum- und Ladungsbörse für den Straßengüterverkehr. Sie ist für jeden Transpotel-Teilnehmer europaweit sofort abruf- und aktualisierbar.

Welche Probleme kann Transpotel lösen?

- Mit dem Produkt "Straße"

Die Verminderung von LKW-Leerfahrten ist ein brennendes Problem. Transpotel bietet eine Lösungshilfe mit einer europäischen Ladungs- und Laderaumbörse. Jeder Benutzer kann an seinem eigenen Gerät seine leeren Fahrzeuge oder Überhangladungen den anderen nationalen oder internationalen Transpotel-Teilnehmern anbieten. Das ist so schnell gemacht wie ein Telefongespräch, aber viel wirkungsvoller. In Sekundenschnelle können die Teilnehmer am Transpotel-System in ganz Europa die Ladungs- und Fahrzeugangebote einsehen. Die andere Seite der Börse ist die Suche nach Angeboten. Sie geht schnell, einfach und logisch vor sich.

System informiert auch über die Anbieter selbst

Diese Informationen, die das Terminal (Dialogstation) gibt, werden immer ausreichen, um gleich zum nächsten Angebot weiterzublättern oder nun gezielt sofort zum Telefonhörer zu greifen, um Kontakt mit dem Anbieter der gefundenen Ladung aufzunehmen.

Wer sich erst noch ausführlicher über den Anbieter informieren will, kann das auch im Transpotel-System tun.

- Mit dem Produkt "Schiffahrt"

Obwohl eine Schiffsreise mehrere Tage oder Wochen dauert, ändern sich Informationen über Schiffsabfahrten und -ankünfte sehr viel häufiger, als den "Insidern" dieses Marktes manchmal lieb ist.

Das Transpotel-Schiffahrtsprodukt wendet sich besonders an Seehafenspediteure, Makler, Reedereien und Verlader, die Schiffahrtsinformationen wie zum Beispiel Reiserouten, Ankünfte, Abfahrten und andere detaillierte Schiffsinformationen aktuell benötigen.

Derzeit Schiffsdaten aus acht Länder

Dieses Informationssystem, das als Kerninformation Schiffahrtsdaten der derzeit acht an Transpotel angeschlossenen Länder enthält, profitiert nicht nur von den langjährigen Erfahrungen dreier großer europäischer Verlage (auf Verkehr spezialisiert), sondern auch von deren täglich zur Verfügung gestellten Daten- und Informationsflut.

Transpotel ist es erstmals gelungen, Tausende von Schiffsbewegungen und die damit zusammenhängenden komplizierten Verknüpfungen in einem internationalen Datenbank-System zu vereinen und sehr einfach über Bildschirmtext nutzbar zu machen.

- Mit dem Produkt "Mailbox"

Der Mailbox-Service bietet grundsätzlich allen Unternehmen die Möglichkeit, innerhalb von geschlossenen Benutzergruppen (GBG) individuelle Mitteilungen, Verträge oder auch Angebote sekundenschnell in den elektronischen Briefkasten des Empfängers zu senden.

Es bleibt jedem überlassen, wer die Teilnehmer sind: Geschäftspartner, Niederlassungen oder Mitarbeiter. Voraussetzung ist lediglich, daß der "Empfänger" an das Transpotel-System angeschlossen ist oder angeschlossen wird und Transpotel in dem Land des "Empfängers" bereits vertreten ist.

Transpotel vermittelt Transport-Informationen auf elektronischem Wege, besonders durch das neue Medium Bildschirmtext, aber auch über konventionelle Terminals. Man benötigt entweder

- ein Standard-Btx-Terminal (von der Deutschen Bundespost angeschlossen) mit einer Schreibmaschinentastatur,

- ein konventionelles (3270-fähiges) Computerterminal beziehungsweise

- einen entsprechenden Personal Computer.

Als Benutzer "tippt" man über sein Terminal (Dialogstation) ein, was man vom Transpotel-System wissen will, beziehungsweise was man über Transpotel an Informationen eingeben will. Das Transpotel-Computer-System wird einen dann sozusagen bei der Hand nehmen und die Möglichkeit geben, auf einfachste Art und Weise mit diesem neuen Medium umzugehen.

Abwicklung über das RZ der IBM in Zoetemeer

In einem der größten europäischen Rechenzentren der IBM, in Zoetemeer/Holland, werden alle Informationen des Transpotel-Systems gespeichert, sofort verarbeitet und aktualisiert.

Um einen wirklich preiswerten Zugang zu all diesen Transport- und Verkehrsinformationen zu ermöglichen, nutzt Transpotel hauptsächlich das Medium Bildschirmtext. Bildschirmtext ist in fast allen europäischen Ländern verfügbar, einfach und extrem preisgünstig.

Ein ambitioniertes Projekt wie Transpotel entsteht nicht an einem Tag und nur durch den Zusammenschluß von Kennern der Materie. Gründer und Systementwickler von Transpotel sind vier europäische Gesellschaften, die neben ihrer Erfahrung im Bereich Wirtschaft und Verkehr auch die ihnen zugänglichen Verkehrsinformationen einbringen.

Da ist zunächst in der Bundesrepublik der Deutsche Verkehrsverlag, der mit den Erfahrungen aus seinen gedruckten Medien - allen voran der DVZ (Deutsche Verkehrs-Zeitung) - , aber auch durch seine engen Verbindungen mit den deutschen Seehäfen ein idealer Partner ist. Der Mitbegründer von der Britischen Insel heißt Lloyds of London Press, verlegerische Tochter der berühmten Versicherung. Holländischer Partner ist der Verlag Sijthoff Pers. Dieses Haus hat bereits langjährige Erfahrungen mit elektronischen Informationssystemen gesammelt. In der Schweiz war man vom Erfolg des Transpotel-Konzeptes so überzeugt, daß Logistikexperten eigens ein Unternehmen hierfür gegründet haben. Gesellschafter in der Schweiz sind zum Beispiel die SBB (Schweizer Bundesbahn), die Swissair und die Schweizer Post.

Des weiteren ist Transpotel derzeit in Österreich, Schweden, Norwegen und Frankreich vertreten.

Wie sehen die weiteren Entwicklungen bei Transpotel aus? Das Transpotel-System wird permanent weiterentwickelt. Dabei legen wir besonderen Wert auf Wünsche und Vorstellungen der Nutzer:

So werden demnächst neu in das System als spezielle Verkehrsbereiche aufgenommen

- Staßenzustandsberichte,

- Wetterberichte,

- internationale Nachrichten und Informationen.

Auch Erweiterungen für Spezialverkehre (Jumbo, Schwergut, Kühlgut, Silo etc.) sind zukünftig vorgesehen. Als zukünftige Produkte plant Transpotel die Bereiche Bahntransport, Lufttransport, Binnenschiffahrt.

* Holger Antz ist Mitarbeiter der Management Data, Homburg. Der vorliegende Beitrag ist die leicht gekürzte Fassung eines Vortrages, der mit freundlicher Genehmigung des Verlags Reinhard Fischer, München, entnommen wurde aus: Neue Mediengesellschaft Ulm mbH und AMK Berlin (Hrsg): Medien-Form Berlin 1987, Kongreß für wirtschaftliche und wissenschaftliche Nutzung der Kommunikationselektronik - in Verbindung mit der Internationalen Funkausstellung Berlin 1987, München 1987, Seite 453 bis 457, 68 Mark.

Erwartete quantitative Effekte durch Btx

- teure und zeitaufwendige Telefonkontakte entfallen

- Wegfall konventioneller Datenträger

- Einsparung administrativer Tätigkeiten

- Reduzierung des Lagerbestands durch Beschleunigung des Bestellweges

- Fehlerreduzierung

Erwartete qualitative Effekte durch Btx

- Aktualität der Informationen

- transparente Kommunikation (einheitlich, übersichtlich, strukturiert)

- rationeller Informationsaustausch

- Beschleunigung des Informationsflusses

- gezielter Abruf von Informationen zu beliebigen Zeitpunkten

- Gleichzeitigkeit von "Verteil"-Informationen