Analysten empfehlen Merger der Chiphersteller

Transmeta hilft AMD bei der Sledgehammer-Entwicklung

19.01.2001
MÜNCHEN (CW) - AMD greift nach bislang unbestätigten Informationen bei der Entwicklung seiner Server-CPU "Sledgehammer" auf die Hilfe Transmetas zurück. Im Gegenzug soll der Hersteller des stromsparenden "Crusoe"-Prozessors Zugang zu der neuen 64-Bit-Technik von AMD erhalten. Analysten spekulieren indes über eine Fusion beider Hersteller.

Laut den bislang durchgesickerten Einzelheiten des Deals sollen Softwareentwickler auf Crusoe-basierten Workstations Applikationen für die künftige Server-CPU-Plattform von AMD - Codename Sledgehammer - entwickeln. Die Chips enthielten laut Kevin Krewell, Analyst beim Microprocessor Report, eine Spezialversion von Transmetas Code-Morphing-Software. Damit könnten die Rechner die neue 64-Bit-Architektur von AMD emulieren.

AMD hatte bereits im letzten Jahr begonnen, Softwarefirmen eigene Entwicklungssysteme zur Verfügung zu stellen. Diese arbeiteten nach Aussage eines Entwicklers, der anonym bleiben möchte, jedoch sehr langsam: "Die Geschwindigkeit glich einem PC vor 15 Jahren." Einen Chip zu simulieren bedeute aufwändige Rechenarbeit. Dies könne mit Hilfe einer Softwareemulation elegant gelöst werden. Transmeta kann mit seiner Technik jeden x86-Prozessor emulieren. Das gilt auch für den Sledgehammer, der trotz seiner neuen 64-Bit-Architektur einen x86-Kern besitzt.

Intel hat bei 64-Bit-CPU die Nase vornAMD plant, den Sledgehammer-Prozessor im ersten Quartal 2002 auf den Markt zu bringen. Mit der jetzt gestarteten Initiative will das im kalifornischen Sunnyvale ansässige Unternehmen dafür sorgen, dass dann auch die entsprechenden Applikationen verfügbar sind. AMD hinkt bei der Entwicklung seiner 64-Bit-Plattform dem großen Konkurrenten Intel etwas hinterher. So beabsichtigt der Erzrivale aus dem benachbarten Santa Clara, seinen 64-Bit-Itanium-Chip noch in der ersten Jahreshälfte 2001 herauszubringen. Allerdings hat sich auch Intel mit seinen 64-Bit-Plänen stark verspätet. Ursprünglich wollte die Prozessorschmiede ihre neue Server-CPU-Plattform schon im letzten Jahr vom Stapel lassen.

Transmeta soll für seine Hilfe bei der Entwicklung der Sledgehammer-Applikationen Zugang zum 64-Bit-Design von AMD erhalten. Damit wäre der Crusoe-Hersteller in der Lage, die Leistung seiner zukünftigen Prozessorgenerationen deutlich zu steigern. Krewell hält auch einen Einstieg Transmetas in die 64-Bit-Welt für möglich.

Diese Vermutung gehört bislang jedoch in das Reich der Spekulation, genauso wie Krewells Gedankenspiele über einen Merger zwischen AMD und Transmeta. "Zwischen beiden Unternehmen gebe es bemerkenswerte Synergieeffekte", meint der Analyst. AMD könnte beispielsweise von der Stromspartechnik Transmetas profitieren und damit sein stagnierendes Geschäft mit Prozessoren für mobile Geräte auf die Beine bringen. Transmeta würde im Gegenzug einen potenten Partner in der Chipproduktion gewinnen. Außerdem könnte der Chip-Newcomer des letzten Jahres mit AMD im Rücken die Leistung seiner CPUs schneller in die Höhe schrauben.

AMD und Transmeta halten sich bislang mit Äußerungen bezüglich der Kooperation noch sehr bedeckt. Philipp Bergman, Firmensprecher bei Transmeta, lehnte es ab, Spekulationen über die künftige Zusammenarbeit beider Chiphersteller zu kommentieren.