Transformationsdienste sind nicht gefragt

05.09.2005
Outsourcing-Kunden wollen die Neugestaltung ihrer Prozesse nicht dem Betriebsdienstleister überlassen.
Anwender glauben nicht, dass sich Auslagerungsprojekte dazu nutzen lassen die Geschäftsprozesse zu verbessern.
Anwender glauben nicht, dass sich Auslagerungsprojekte dazu nutzen lassen die Geschäftsprozesse zu verbessern.

Fast zwei Drittel der deutschen Unternehmen wollen IT-Outsourcing-Projekte nicht dazu nutzen, ihre Geschäftsprozesse zu überarbeiten. Viele von ihnen erachten das Potenzial als unerheblich. Ebenso viele wollen die Optimierung der Geschäftsabläufe lieber selbst in die Hand nehmen, statt sie einem externen Berater zu überlassen (siehe Grafik "Geschäftsprozessoptimierung bleibt außen vor"). Dies ergab eine Studie der PA Consulting Group unter 360 Unternehmen weltweit, darunter 70 deutsche Anwender (siehe auch Beitrag auf Seite 40: "Provider außer Kontrolle").

Mehr zum Thema

www.computerwoche.de/go/*65346: Integration von Beratung und Betrieb;

76524: Vollsortimenter stoßen auf Skepsis.

Auch das restliche Drittel deutscher Anwender, das Auslagerungsvorhaben mit Transformationskomponenten betreibt, hat Zweifel. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe erwartet nach der Auslagerung keine sonderlich großen Verbesserungen in den Kernprozessen. Nur 47 Prozent gehen zuversichtlich in die Vorhaben. Das Versprechen, Betriebsdienstleistungen mit Beratungsprojekten zur Neugestaltung der internen Abläufe in Unternehmen zu verknüpfen, kommt bei den Anwendern offenbar nicht an. "Die Kunden trauen ihrem Dienstleister die Installation eines Server-Racks zu. Ihre Fähigkeiten in Gestaltung und Betrieb von Geschäftsprozessen, stellen die Service-Provider aber selten unter Beweis", erläutert Ulfert Gartz, Managing Consultant bei der Frankfurter PA Consulting Group.

Die IT-Dienstleister haben das Misstrauen zum Teil selbst zu verantworten. Sie positionieren sich im Outsourcing-Markt oft als IT-Handwerker, der Einsparungen verspricht, indem er Standardleistungen erbringt. Damit liefern die Dienstleister ihren Kunden zwar genau das, was sie wollen, denn 70 Prozent der Anwender lagern aus, um zu sparen. Doch laut Studie verfolgen Anwender außerhalb Deutschlands das gleiche Ziel, übergeben ihrem Dienstleister dabei aber häufiger Mehrwertdienste.

Deutscher Markt ist nicht reif

Jenseits deutscher Grenzen werden Leistungen wie die Anwendungsentwicklung und den Betrieb der Telekommunikation einem externen Partner übergeben. Hier beschränken sich Auslagerungsprojekte zumeist auf infrastrukturnahe Services.

Für Gartz ist die Konzentration auf einfache Betriebsdienste ein Zeichen mangelnder Reife im deutschen Outsourcing-Markt, und zwar auf Anbieter- und Anwenderseite. Das Gros der aktuellen Verträge sieht beispielsweise keine Anreize zur Innovation in der IT vor: "Es gibt kaum Service Level Agreements, die den Provider für Neuerungen belohnen", schildert der Manager. Seiner Beobachtung zufolge entwickeln die Outsourcer allenfalls dann neue Verfahren und Prozesse, wenn sie damit die Effizienz der eigenen Lieferabläufe verbessern können. Kosteneinsparungen, von denen auch die Outsourcing-Kunden profitieren, basieren oft auf dem marktüblichen Preisverfall von Hard- und Softwarekomponenten.

"In der Wahrnehmung der Nutzer beraten die Provider in Richtung technologischer Optimierung der Lieferprozesse und nicht so, dass die Unternehmensziele der Anwenderunternehmen optimal unterstützt werden", schildert Gartz. Diese Eindruck fördert das Misstrauen der Anwender gegenüber Beratern mit angeschlossenen Betriebsstätten. (jha)