Uni Bremen vergleicht die Kosten

Transfer via Telefon kommt häufig billiger als mit Datex-P

04.01.1991

MÜNCHEN (CW) - Den Telefon-Tarif '90 der Telekom hat das Telekommunikations-Labor der Universität Bremen zum Anlaß genommen, die Kosten für den Datentransfer über das Telefonnetz mit dem Aufwand für den Datex-P-20F-Dienst zu vergleichen.

Bei größeren Entfernungen ist das Übertragungsmedium Fernmeldenetz für den Kleinanwender die wirtschaftlichere Lösung. Ein Datex-P-Hauptanschluß kommt, so die Bremer, wegen der hohen Grundgebühren nur für große Übertragungsmengen in Betracht. Zudem ist diese Kommmunikationsschiene nicht mobil einsetzbar. PC- und Laptop-Anwender entscheiden sich daher eher für einen Datex-P-20F-Anschluß oder für den Datenaustausch über das Telefonnetz.

Bei den derzeitigen Fernmeldegebühren läßt sich der Forschungsgruppe zufolge ein Datentransfer über 100 Kilometer Entfernung mit dem Datex-P-Dienst und einem 20F-Anschluß kostengünstiger realisieren. Per Modem oder Akustikkoppler kann über das Telefonnetz jeder der 18 Datex-P-Netzknoten in der Bundesrepublik angewählt werden.

Der materielle Aufwand für die Datenübertragung errechnen sich dabei aus den Datex-P-Gebühren sowie den Kosten für die Telefonverbindung bis zum Datex-P-Knoten. Der Betrag für die Nutzung des Fernmeldenetzes hängt dabei von dar Zeitdauer und der Entfernung ab. Der räumliche Abstand zwischen den Kommunikationspartnern spielt dagegen bei Datex-P keine Rolle. Bisher sei daher bei weiten Entfernungen der Umweg über Datex-P günstiger als die direkte Telefonverbindung.

Künftige Gebührensenkungen im Telefontarif, besonders bei Strecken über 100 Kilometer, haben das Telekommunikations-Labor veranlaßt, die beiden Alternativen gegenüberzustellen.

Zur Entscheidung darüber, welche Variante die günstigere ist, läßt sich die untenstehende Tabelle verwenden. Dabei wird von den Gebühren für einen 15-Minuten-Dialog mit einer Datenbank (Übertragungsvolumen einschließlich Verbindungsauf- und -abbau: 10 000 Zeichen) sowie für den Transfer einer 30KB-Datei an einen Zentralrechner ausgegangen.

Die Übertragungen findet beim Anwender 1 aus einem Ort mit Datex-P-Knoten statt. Der zweite Anwender kommuniziert aus einem Ort im Umkreis von 50 Kilometer zum nächsten Datex-P-Knoten, und Anwender 3 ist über 50 Kilometer vom nächsten Datex-P-Knoten entfernt. Die Datenbank beziehungsweise der Zentralrechner befinden sich jeweils über 100 Kilometer von den Anwendern entfernt. (Weitere Daten: Modern 2400 Bit/s, effektive Übertragungsrate = 0,7 x 2400 1680 Bit/s).

Seit dem 1. April 1990 fährt der Anwender 3 besser, wenn er den Datentransfer über den Telefondienst abwickelt. Der Nachttarif war in diesem Fall bereits vorher günstiger. Auch die Modemgeschwindigkeit ist bei dieser Übertragungsvariante nicht relevant; bereits die reinen Telefon- und Datex-P-Zeit gebühren liegen über dem Telefontarif.

Ein Jahr später wird das Telefonnetz den Bremern zufolge selbst für Anwender in Städten mit Datex-P-Knoten die wirschaftlichere Lösung darstellen, vorausgesetzt die Transferrate beträgt 2400 Bit/s. Dies trifft ebenso für Anwender zu, die keinen der 18 Datex-P-Knoten zum Ortstarif erreichen und mit mit 1200 Bit/s im Tagtarif arbeiten.

Ab dem 1. April 1991 sollen nach Telekom-Planungen zudem die Entfernungszonen 2 und 3 im Telefontarif zusammengelegt werden. Alle Verbindungen über eine Entfernung von über 50 Kilometer kosten dann im Telefonnetz 0,23 Mark für 21 Sekunden.

Ohne Datex-P-Hauptanschluß kann den Berechnungen zufolge der Umweg über den Datex-P-Dienst nur für Dialoganwendungen interessant sein, die sich näher als 50 Kilometer an einem Datex-P-Knoten befinden. Für Dialoganwendungen in der Fernzone 1 (20 bis 50 Kilometer) zum Beispiel ist dies der Fall, wenn durchschnittlich weniger als 6000 Zeichen in der Minute übertragen werden.

Schließlich beeinflußt auch die technische Weiterentwicklung der Modems die Entscheidung für ein Kommunikationsmedium. Immer höhere Transfergeschwindigkeiten durch High-Speed-Modems sowie der Einsatz von Datenkompressionsverfahren führen zu erheblich verkürzten Übertragungszeiten. Der Datex-P-20F-Dienst wird daher, so das Fazit der Untersuchung, immer weniger Anhänger finden.