Technologieentwicklung fordert Ingenieure:

Training on the Job ist die Devise

03.07.1987

MÜNCHEN(CW) - Für die Verkürzung des Grundstudiums der Ingenieurwissenschaften sowie die Entrümpelung des Lehrplans plädierte Franz Kähne, Vorstandsmitglied der BMW AG. Im Rahmen eines Vortrags an der Technischen Universität München präsentierte der Referent unternehmerische Anforderungen.

"Training on the Job" sei, so Vorstandsmitglied Köhne, besonders für Ingenieure die Devise, denn angesichts der rasanten Entwicklung neuer Technologien "wird die Halbwertzeit des Erlernten immer kürzer". Mit der Motivation zu lebenslangem Lernen und der Vermittlung von Lernmethoden könnten die Universitäten angehende Techniker sinnvoll auf die Berufspraxis vorbereiten.

In seinem Referat über "personalpolitische Aspekte neuer Technologien" beklagte Köhne unter anderem die Überalterung der Hochschulabsolventen. Seiner Ansicht nach ist der verzögerte Uniabgang schlecht, für die berufliche Entwicklung und verstärke darüber hinaus die Tendenz, das "gewohnte Millieu" nicht verlassen zu wollen. Um die Flexibilität für spätere berufliche Anforderungen nicht einzuengen, sprach sich der Referent für ein achtsemestriges Grundstudium aus, das neben Spezialgebieten vor allem ein breitgefächertes Grundwissen vermittelt. Erst während der Promotion und der späteren Laufbahn sollte eine Spezialisierung erfolgen.

Nicht so sehr "Macher" werde der Ingenieur in Zukunft sein, eher ein "Pionier", der in Systemen denken und seine Ideen auch in die nichttechnischen Zusammenhänge des Unternehmens einbringen kann. Während des Studiums weit unterschätzt, doch in der Praxis unabdingbar, sei die perfekte Kenntnis mindestens einer Fremdsprache in Wort und Schrift. Aktivitäten des Auslandsaustauschs sollten daher während des Aufbaustudiums erweitert werden.

Als Führungskraft sei bei Ingenieuren neben ihrer Sachkenntnis Integrationskraft sowie eine Persönlichkeit mit Vorbildfunktion gefragt, Nichtautoritäres Verhalten dient dem Erfolg des Unternehmens, sondern unter anderem die menschliche Fähigkeit konstruktive Kritik zu üben und zu akzeptieren, denn, so, Franz Köhne, "wo der Geist stimmt, stimmt auch das Produkt".