Ein Plädoyer für Transaktionssysteme in Client-Server-Zeiten

TP-Middleware vereinfacht DV in komplexen Infrastrukturen

18.04.1997

So mancher IT-Chef trauert der sprichwörtlichen Sicherheit, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit der früher üblichen proprietären Großrechner nach. Die Abwendung vom proprietären Main- frame und die Hinwendung zu offenen, das heißt: heterogenen Systemwelten hat zudem die Entwicklungskosten in die Höhe getrieben. Abhilfe können Middleware-Produkte schaffen, die einige Vorzüge der Großrechner in die Client-Server- und Internet-Welten übertragen.

Transaktionssicherheit ist seit über 25 Jahren ein zentrales Thema, wenn es um größere Datenbankanwendungen geht. TP-Monitore waren damals im Großrechnerbereich und inzwischen auch im Unix-Bereich die Lösung. Heute gehören sie - funktional erheblich erweitert - zur Softwaregruppe der Middleware, die sozusagen zwischen der Systemsoftware und der Applikationssoftware einzugliedern ist. Wenig bekannt ist, daß heutige Middleware-Produkte dieser Machart auch unter Windows NT Vergleichbares bieten wie Großrechner-Tools: hohe Sicherheit, gleichbleibend guter Systemdurchsatz und Kostensenkung durch Automatisierung und durch Reduzierung der Ressourcen. Dies alles funktioniert im Umfeld von Internet, objektorientierten Entwicklungsumgebungen und Client-Server-Datenbanken. Middleware-Produkte sind insofern eine Antwort auf Sicherheitsanforderungen, wie sie Banken, Versicherungen und Unternehmen mit Buchungssystemen stellen müssen.

Ein TP-Monitor kann vom Mainframe über verschiedene Unix-Derivate und sogar Internet-Web-Seiten bis zu Windows NT nahezu alle Systemwelten integriert bedienen, absichern, beschleunigen und standardisieren. Etwa 70 Prozent der Entwicklungsarbeit lassen sich einsparen, wenn man geeignete Middleware einsetzt. Ein Hinweis darauf, wie wichtig Transaktionsverarbeitung in Client-Server-Umgebung noch werden wird, ist die Absicht von Microsoft, sich auf diesem Gebiet zu engagieren.

Allerdings bestehen deutliche Leistungsunterschiede zwischen den angebotenen Produkten (zum Beispiel Encina, Topend, Tuxedo, Open CICS, Open UTM, Unikix, Transarc). Einige davon wie Tuxedo oder Encina entstanden im Unix-Umfeld. Der Schwerpunkt ihrer Funktionalität liegt woanders als beispielsweise bei Open UTM von Siemens-Nixdorf, wo die Entwickler auf die Erfahrungen der großrechner- orientierten BS2000-Welt zurückgreifen können. Die Main- frame-Herkunft hindert nicht den Fortschritt. So wurde kürzlich mit dem General Interface for Network Applications (Gina) die Einbindung objektorientierter Techniken möglich. Ob ein Großrechner- oder Unix-orientiertes System sich besser eignet, hängt von den konkreten Aufgaben ab.

Die Auswahl fällt leichter, wenn sie auf wenigen klar definierten Kriterien beruht. Wir haben 1996 eine entsprechende Studie erarbeitet und bei Anwendern das Anforderungsprofil von DV-Profis und Geschäftsleitungen ermittelt (siehe Tabelle).

*Wolfgang Keil ist Geschäftsführer der zur Codik GmbH gehörenden DV-Agentur Infotei, Hüttenberg.