Hiesige Carrier dementieren Gespräche über eine Allianz

Toyota-Chef sorgt für Unruhe im deutschen Telecom-Markt

23.01.1997

Die Gerüchte um ehrgeizige Telecom-Pläne von Nippons größtem Autohersteller entstanden infolge eines Berichts der "Financial Times", in dem Toyota-Präsident Hiroshi Okuda mit Äußerungen zu einer weitreichenden Diversifizierungsstrategie des Konzerns zitiert wurde. Danach plant Toyota, bis zum Jahr 2000 statt wie bisher drei rund zehn Prozent seines Umsatzes (im Geschäftsjahr 1995/96 waren dies umgerechnet gut 68 Milliarden Dollar) außerhalb des Kraftfahrzeugmarkts zu generieren. Historisch betrachtet habe sich, so Okuda gegenüber dem Blatt, keine Branche "länger als maximal 40 bis 60 Jahre als profitabel erwiesen".

Aus der Tatsache, daß ein Engagement im internationalen Telecom-Business zu den Eckpfeilern der neuen Unternehmensstrategie zählt, machte der Toyota-Chef gegenüber der Wirtschaftszeitung keinen Hehl. Man beobachte den Markt, habe aber über die Anfrage eines deutschen Carriers bezüglich einer Partnerschaft oder eines Joint-ventures noch nicht entschieden, hieß es weiter. Bereits jetzt zählt Toyota durch Beteiligungen am Mobilfunkbetreiber IDO (27,2 Prozent) sowie an den Festnetz-Carriern IDC (17,5 Prozent) und Teleway Japan (36,8 Prozent) mit zu den größten Playern im japanischen Telecom-Markt.

Sowohl RWE als auch Mannesmann, Thyssen, Siemens und Viag dementierten unterdessen, Kooperationsgespräche mit den Japanern zu führen. Gleichzeitig lehnte auch die Deutsche Telekom eine Stellungnahme zu angeblichen Verhandlungen über eine Allianz mit Toyota ab. Auch von Toyota Deutschland war bis Redaktionsschluß kein Kommentar erhältlich.

Bereits vor zwei Wochen hatte eine Ankündigung von NTT über ein kurz bevorstehendes Engagement im deutschen Markt für Unruhe in der hiesigen Telecom-Szene gesorgt. Die Telekom wie ihre privaten Wettbewerber hatten dazu offiziell erklärt, daß keine Verhandlungen mit NTT laufen. In der Vergangenheit haben allerdings immer wieder diverse Vorstandsmitglieder des ehemaligen Postunternehmens betont, daß man im asiatischen Raum über die bestehenden Joint-ventures hinaus an weiteren Partnern interessiert sei.

Japan sei in diesem Zusammenhang prinzipiell attraktiv, hieß es dabei bei der Telekom stets hinter vorgehaltener Hand. Auch der von der Telekom gemeinsam mit France Télécom und Sprint betriebenen Allianz Global One wird seit jeher die Ausschau nach einem bis dato fehlenden Partner im asiatisch-pazifischen Raum nachgesagt.