IBM vermarktet Borland-Werkzeuge

Totgesagte leben länger: IDC prophezeit Borlands Comeback

05.09.1997

Die jüngste Vereinbarung mit der IBM betrifft das Java-Entwicklungs-Tool "Jbuilder". Die IBM soll nach Informationen des britischen Informationsdienstes "Computergram" nun das Recht haben, das Werkzeug mit dem eigenen Entwicklungsprodukt "Visual Age" zu bündeln oder auch getrennt davon zu vermarkten, etwa im Zusammenhang mit "San Franzisko", dem Komponenten-Framework der IBM. Bereits seit Februar dieses Jahres liefert Borland als IBM-Entwicklungspartner eine Client-Server-Variante des erfolgreichen Pascal-Werkzeugs "Delphi" für AS/400-Plattformen aus - für 4000 Dollar pro Lizenz. Oracle, dessen eigenes objektorientiertes Entwicklungs-Tool "Sedona" sich kürzlich als eine Totgeburt erwies, lizenziert Borlands Jbuilder und "C++ Builder" für die Umgebungen "Developer 2000" und "Designer 2000".

Die neue Produktstrategie, die eine solche indirekte Vermarktung zuläßt, verdankt Borland Delbert Yocam, der seit Dezember 1996 die Positionen des Vorstandsvorsitzenden und CEO inne hat. John Floisand, seit April Vice-President US-Sales, kannte er bereits durch die Zusammenarbeit bei Apple. Laut Floisand sieht die Zukunft insbesondere von Jbuilder auch ohne die 200 San-Franzisko-Partner der IBM rosig aus. Schon jetzt seien Bestellungen des 99-Dollar-Tools und von "Jbuilder Pro" (299 Dollar) im Gesamtwert von einer Million Dollar eingegangen.

Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 1998, das Borland gerade abgeschlossen hat, konnte der Hersteller zum ersten Mal seit langem einen Gewinn ausweisen. Eine Reihe von internationalen Beobachtern halten den Erfolg für ausbaufähig.

Der Grund: Bisher fanden die Borland-Produkte vor allem unter Entwicklern Anklang, doch deren Votum galt für große Anwendungen nicht als ausschlaggebend. Zusammen mit der Middleware "Entera", die von der im Herbst 1996 akquirierten Open Environment Corp. stammt, könnte sich jedoch die Akzeptanz der Entwicklungswerkzeuge erhöhen.