Erstmals RISC-Prozessor in einem Laptop

Toshibas "Sparc LT " kommt mit Sun-Technologie auf den Markt

18.05.1990

TOKIO (CW) - Als erster Laptop-Produzent dringt Toshiba mit einer tragbaren RISC-Workstation in MIPS-Hochleistungsbereiche ein. Der sogenannte "Sparc LT" soll 13,2 MIPS und 1,5 Mflops leisten, womit er einige 486-PCs hinter sich lasen würde.

Seit 1985 unterhält die Toshiba Corp. ein Abkommen mit Sun, wonach man deren auf der Sparc-Technologie gründende technische Workstations und andere RISC-Produkte vermarkten darf. Im Mai 1989 schlossen die Japaner und die Kalifornier eine weitere Übereinkunft: Toshiba wollte danach einen Sparc-Laptop mit Suns OS-Unix-Betriebssystem unter dessen Benutzeroberfläche Open Look entwickeln, während das US-Unternehmen im Gegenzug die Vermarktungsrechte als OEM erhielt.

Der jetzt in Japan vorgestellte "Sparc LT" - offizielle Bezeichnung "AS 1000/L10" - übertrifft laut Unternehmensangaben mit seiner Rechenleistung unter anderem Toshibas eigenen Minicomputer AS-4060, der eine Leistung von zehn MIPS bietet.

Die tragbare technische Workstation ist etwa 34 x 37,5 x 10 Zentimeter groß und wiegt zirka 7,8 Kilogramm.

Die Ausstattung des Mitte Juli in Japan zur Auslieferung kommenden Rechners deutet auf die Zielgruppe der professionellen Anwender hin: 8 MB Arbeitsspeicher können optional auf 40 MB erweitert werden, die mitgelieferte 31/2-Zoll-Festplatte hat eine Kapazität von 180 MB. Der Sparc-Rechner bietet S-Bus- und Modem-Erweiterungs-Slots.

Darüber hinaus liefert Toshiba die Workstation mit RS-232C-, Ethernet, SCSI- und Audio-Interfaces aus. Der Weitek-Koprozessor WTL3171 unterstützt die mit 20 Megahertz getaktete CPU.

Toshiba hat sich aufgrund der Vereinbarung mit dem Workstation-Hersteller aus dem kalifornischen Mountain View dazu verpflichtet, den Tragbaren auf OEM-Basis an Sun weiterzugeben. Toshiba selbst werde den AS 1000/L10 Unternehmensangaben zufolge über seine Händler und im Direktverkauf vermerkten. Der Rechner sei völlig kompatibel zu allen Sun-Workstations, weswegen die etwa 1700 Spareware-Applikationen auf ihm "gefahren" werden könnten.

Als Preis wurden zirka 12 900 US-Dollar genannt. Die Toshiba Informationssysteme Deutschland GmbH konnte zu den Nachrichten aus Japan noch keine Stellung beziehen. Astrid Köhler, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Neuss, zitierte allerdings die Tokioter Unternehmensführung dahingehend, man stehe momentan mit Sun in Verhandlungen über die Modalitäten des weltweiten Vertriebs. "Es wird mit dem Sparc LT wohl so ähnlich sein, wie mit unserem Notizbuch-Rechner 1000SE: Der war ursprünglich nur für den japanischen Markt vorgesehen und jetzt vertreiben wir ihn auch in Europa." Vor allem müsse man sich mit Sun noch wegen der technischen Auslegung der tragbaren Workstation für den internationalen Markt zusammensetzen. "Man kann aber davon ausgehen, daß die Verfügbarkeit der Sparc LT auf dem europäischen Markt früher gegeben sein wird, als man denkt", hielt sich die Toshiba-Sprecherin sibyllinisch bedeckt.