Umsatz sinkt, Verlust steigt

Toshiba unter Sparzwang

26.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Der japanische Elekronikkonzern Toshiba steht vor einem Kraftakt. Wie das Unternehmen mitteilte, fallen die Verluste in der ersten Hälfte des Finanzjahres größer aus als erwartet. Toshiba wird nun sein komplettes Computergeschäft umkrempeln.

Eine zu breite Produktpalette, der heftige Preiskampf sowie die Verlagerung des Absatzschwerpunktes vom Unternehmensgeschäft in den Privatkundenbereich: Dies sind nach Angaben Toshibas die wesentlichen Gründe, warum der Konzern in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2002/03 (Ende: 30. September) wieder in die Verlustzone abrutscht - und zwar stärker als zuvor prognostiziert. Ging der Elektronikriese zunächst von einem Defizit von umgerechnet rund 116 Millionen Euro aus, schätzt er nun, dass der Nettoverlust in Höhe von rund 194 Millionen Euro liegen wird. Auch auf der Umsatzseite muss sich Toshiba bescheiden, mit knapp 20,2 Milliarden Euro statt 20,5 Milliarden Euro fallen die Einnahmen allerdings nur wenig schlechter als erhofft aus.

Dennoch: Mit den jetzt veröffentlichten Zahlen hinken die Japaner deutlich hinter ihrer mittelfristigen Planung her und haben nun weit reichende strukturelle Maßnahmen innerhalb der PC- Sparte angekündigt. Im Moment sei er nur zu 80 Prozent zufrieden, sagte Toshibas President Tadashi Okamura, das Geschäft liege ungefähr ein Jahr hinter der Planung zurück. Bis März nächsten Jahres will er diese Lücke jedoch wieder schließen. Dass ihm dabei erneut ein scharfer Preiskampf einen Strich durch die Rechnung machen könnte, bestritt er. Seit Anfang August hätten sich die Preise wieder stabilisiert, argumentierte er gegenüber Analysten.

Mit weniger Modellen und mehr standardisierten Komponenten sollen vor allem die Produktions- und Entwicklungskosten gesenkt werden. Im Einzelnen bedeutet das rund 30 Prozent weniger verschiedene Hauptplatinen und 20 Prozent weniger Komponenten. Außerdem soll die Entwicklungsmannschaft in China von 100 auf 150 Ingenieure vergrößert, die Entwicklung von Massenwaren ("commodity") vollständig an Auftragsfertiger ausgelagert werden.

Auch die Herstellung der Computer wird verstärkt in Billiglohnländer verlagert. Auf den Philippinen soll die Produktion von derzeit 180000 auf 200000, in China von 70000 auf 120000 Geräte pro Monat hochgefahren werden. Die Fertigung im Heimatmarkt wird gleichzeitig von 80000 auf 50000 Rechner verringert.

Absatz weiter ankurbeln

Zusätzlich will Toshiba seine Vertriebs- und Marketing-Abteilungen umkrempeln. Angesichts der steigenden Nachfrage im Privatkundenbereich sowie aus kleineren und mittleren Unternehmen sollen auch die Verkaufsaktivitäten in diese Richtung gehen. Neben den USA und Europa will der Konzern so vor allem in China den Absatz ankurbeln.

Keine Veränderung wird es hingegen im Geschäft mit Halbleitern geben. Seit sich Toshiba von der verlustreichen DRAM-Sparte getrennt und auf höhermargige Produkte wie Speicherkarten für Digitalkameras konzentriert hat, bringen diese Aktivitäten wieder Gewinne ein. In den nächsten drei Jahren soll der Bereich mit Investitionen von umgerechnet rund sechs Milliarden Euro weiter ausgebaut werden.

Durch die Reorganisation werden weltweit 500 der insgesamt rund 10000 Arbeitsplätze wegfallen. Wie viele davon in der deutschen Fertigung in Regensburg betroffen sein werden, soll im Oktober bekannt gegeben werden. In dem Werk wurden bislang die Rechner für den heimischen Markt eingerichtet. Auch das soll sich ändern: Künftig will Toshiba einen größeren Teil seiner in Asien produzierten Geräte direkt verkaufen. (rs)