Linux-Erfinder im CW-Interview

Torvalds: Die Wünsche der IBM sind mir egal

13.10.2000
FRANKFURT/M. (ciw/ls) - Verständnis für die kommerziellen Interessen der IT-Branche zeigte Linus Torvalds im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Veränderungen der Open-Source-Community erwartet der Linux-Erfinder deswegen jedoch nicht.

"Wir werden Software entwickeln wie bisher", betonte Torvalds, der Stil und Fortschritt des Kernel-Projekts durch das massive Interesse kommerzieller Anbieter nicht bedroht sieht. "Offen gestanden ist es mir als Entwickler ziemlich egal, welche Wünsche zum Beispiel die IBM hat", erklärte der Initiator des Open-Source-Betriebssystems Linux auf der LinuxWorld Conference & Expo in Frankfurt.

Den Erfolg des Betriebssystems auf Web-Servern sieht der in Kalifornien lebende Finne eng mit Apache verbunden. "Für einen Web-Server braucht man außer Apache nicht viel. Wir reden hier nicht über eine große Bandbreite von Applikationen wie etwa im Office-Bereich." Aus diesem Grund sieht er auch die nähere Zukunft von Linux nicht unbedingt auf dem Desktop. Dessen Eroberung könne noch fünf bis zehn Jahre dauern. "Aber wo es um klare Aufgaben geht, wie bei PDAs oder Mobiltelefonen, da sehe ich Linux ganz klar im Kommen." Abteilungs-Server identifizierte Torvalds als weiteres potenzielles Linux-Einsatzfeld.

Auf die Frage, welche Innovationen die Open-Source-Szene hervorgebracht habe, erklärte der Linux-Entwickler: "Wir haben die Art und Weise der Softwareentwicklung und des -vertriebs radikal verändert." Inhaltlich halte sich der Fortschritt in Grenzen: "Als Techie gebe ich zu, dass wir nichts anders machen, nur besser. Aber will ein Autokäufer das radikal andere Auto oder eines, das besser und sicherer fährt?" (Ausführliches Interview ab Seite 9).