Schlechte Noten für IBM-Window-Programm:

Topview benötigt zuviel Hauptspeicher

08.03.1985

MÜNCHEN (CW) - Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet jetzt das IBM-Softwareprodukt Topview. Den Angaben der COMPUTERWORLD zufolge benötigt diese Systemsoftware zur bequemeren Handhabung der Fenstertechnik eine zu hohe RAM-Speicherkapazität und gestattet nur begrenzten Programmwechsel.

So würde das Maximum der durch Topview adressierbaren RAM-Speicherkapazität von 64 KB belegt, wenn man als Anwendungssoftware Lotus 1-2-3 oder ein umfangreiches Spreadsheet-Programm benutze. Der Einsatz von weiteren Programmen würde damit unmöglich.

Unter dem als Benutzerschnittstelle konzipierten Topview können laut IBM insgesamt 70 Programme laufen. Dazu sollen unter anderem dBase II und III sowie Framework von Ashton-Tate und Microrims rBase 4000 gehören. De facto - so das Urteil der amerikanischen Fachzeitung - müßte der Topview-User aber die Parameter der jeweiligen Anwendungsprogramme ändern. Dazu sei ein Laie oder EDV-Neuling jedoch oft nicht in der Lage.

Ein weiterer Mangel, der im Zusammenhang mit dem Softwareprodukt von Big Blue ausgemacht wurde: Für den IBM-Arbeitsplatzcomputer sei das Window-Paket nicht geeignet, weil man aufgrund der begrenzten Bildschirmgröße nur mit zwei Fenstern arbeiten könne. Als weiteres Manko käme bei Topview hinzu, daß die Software verschiedene IBM-PC-DOS-Befehle ignoriere. Schließlich und endlich müsse es auch als Nachteil gewertet

werden, daß Topview nicht für den Einsatz von Grafik-Programmen bestimmt sei. Wenigstens ein gutes Haar läßt die COMPUTERWORLD jedoch an dem IBM-Produkt: "Topview ermöglicht einen besseren Datentransfer zwischen den einzelnen Programmen, als es die meisten Konversionsroutinen von anderen Softwareprodukten gestatten. "

Trotz der Mängel meinen Branchenkenner, daß Topview in der Zukunft eine bedeutende Rolle spielt. So werde Big Blue wie bei seinem Arbeitsplatzcomputer "PCjr" alle notwendigen Schritte einleiten, um das Softwarepaket zum Einsatz zu bringen.