Testphase für OBU-Software hat begonnen

Toll Collect will keinen Termin garantieren

09.04.2004
MÜNCHEN (CW) - Auch hinter dem neuen Starttermin des satellitengestützten Mautsystems Anfang 2005 bleibt ein Fragezeichen. Zwar will sich das Konsortium Toll Collect nun zügig an die Erneuerung der fehlerhaften On-Board-Units machen. Zu einer Garantie, dass das Gesamtsystem Ende des Jahres funktioniert, sind die Verantwortlichen jedoch nicht bereit.

"Wir glauben an die Einsatzfähigkeit des elektronischen Mautsystems bis Ende Dezember 2004", versicherte Telekom-Manager Konrad Reiss den Mitgliedern des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestags. Im Nachsatz fügte der Vorsitzende des Lenkungs- und Gesellschafterausschusses der Toll Collect GmbH jedoch hinzu, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine umfassende Termingarantie gegen weitere Verzögerungen geben könne. Dazu sei das Gesamtsystem zu komplex.

Trotzdem zeigen sich die Toll-Collect-Verantwortlichen optimistisch. So durchlaufe die Software für die erste Generation der On-Board-Units (OBUs) derzeit eine umfangreiche Testphase, berichtet Christoph Bellmer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Toll Collect. Im Mai sollen die Geräte mit 40 LKWs einem ersten Praxistest auf deutschen Autobahnen unterzogen werden. Geben das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) sowie ein unabhängiger Gutachter grünes Licht, will Toll Collect im Juni damit beginnen, die Geräte flächendeckend einzubauen. Der Probebetrieb mit allen Systemkomponenten inklusive Backend-System, über das sich die Verantwortlichen bislang nicht geäußert haben, soll am 1. Oktober 2004 starten.

Um die Speditionen für die Erneuerung der Bordcomputer zu gewinnen, will das Mautkonsortium ein Bonusprogramm einführen. Alle Nutzer, die bereits im vergangenen Jahr OBUs einbauen beziehungsweise personalisieren ließen, sollen einen Bonus von 250 Euro für jedes Gerät erhalten. Das gilt jedoch nur für die jeweils ersten 100 000 Geräte der Firmen Siemens und Grundig. Auch die Werkstattkosten für den Austausch will Toll Collect übernehmen. Damit lässt sich das Konsortium den Start der nächsten OBU-Generation weit über 50 Millionen Euro kosten.

Nur mit einem zügigen Einbau der Bordcomputer ab Juni dieses Jahres sei gewährleistet, das System in seiner ersten Phase Anfang 2005 an den Start zu bringen, rechtfertigt Bellmer die Aufwendungen. Ein Vertrag mit Siemens über die Entwicklung der Software für die zweite OBU-Generation werde in den nächsten Wochen unterzeichnet. Die Geräte sollen ab 2006 in Betrieb gehen. Inwieweit damit ein erneuter Geräteaustausch auf die Speditionen zukommt oder ob sich die OBUs mit einem Software-Update auf den neuesten Stand bringen lassen, ist derzeit nicht absehbar.

Auch das wegen der bisherigen Terminüberschreitungen angesetzte Schiedsgerichtsverfahren soll in den nächsten Wochen beginnen. Manfred Balz, Justiziar von Toll Collect, erwartet bis Mitte April die Klageschrift des Bundes. Eine erste Sitzung könne im Mai stattfinden. Über die Dauer des Verfahrens wolle er aber nicht spekulieren. (ba)