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Toll-Collect-Chef Rummel muss gehen

14.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nichts geht mehr beim Mautsystem: Wegen der andauernden Pannenserie muss jetzt Toll-Collect-Geschäftsführer Michael Rummel seinen Hut nehmen. Außerdem haben Deutschlands Speditionsunternehmen verkündet, sie würden sich beim momentanen Chaos-Zustand des Mautsystems nicht einmal an einem Testlauf beteiligen. Dieser ist die Voraussetzung für den Echtbetrieb.

Der Chef von Toll Collect, Michael Rummel, ist nun das erste Opfer der peinlichen Pleitenserie um das deutsche Mautsystem.Er soll angeordnet haben, dass Mautboxen in die Lkws eingebaut wurden, obwohl bekannt war, dass sie nicht funktionsfähig sind. Entsprechende Warnungen hätte die Deutsche-Telekom-Tochter T-Systems frühzeitig intern bekannt gemacht. Damit habe er von technischen Problemen ablenken wollen. Zum Stolperstein für Rummels Karriere könnten aber vor allem Informationen geworden sein, wonach der Toll-Collect-Chef im Zusammenhang mit der Erstellung des Mautsystems dem kleinen Softwarehaus OMP einen vergleichsweise großen Auftrag in Millionenhöhe zugeschoben haben soll. Rummel bekleidete bei OMP angeblich einen Aufsichtsratsposten.

Einen Nachfolger für Rummel wird es, schreibt die "Süddeutsche Zeitung", nicht geben. Auch im Aufsichtsrat von Toll Collect gibt es Bewegung: Dem Kontrollgremium sitzt momentan noch Daimler-Chrysler-Vorstand Klaus Mangold vor. Er soll seinen Posten für den ehemaligen Mannesmann-Telekommunikationschef Peter Mihatsch räumen. An Toll Collect sind Daimler-Chrysler und die Deutsche Telekom zu je 45 Prozent beteiligt. Der französische Autobahnbetreiber Cofiroute hält einen Minderheitsanteil von zehn Prozent.

Der Bund und das Herstellerkonsortium Toll Collect streiten mittlerweile darüber, ob die Vertragstexte öffentlich gemacht werden dürfen. Sogar zwischen den vermeintlichen Partnern des Joint Ventures, Deutsche Telekom und Daimler-Chrysler, besteht über diese Frage Dissenz. Ein offizieller Start des Gebührensystems für deutsche Autobahnen steht in den Sternen.

Der Geschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), Karlheinz Schmidt, wurde von der "Bild am Sonntag" mit den Worten zitiert: "Spediteure haben den Einbau der Mautsysteme gestoppt und defekte Geräte (gemeint sind die Mautboxen, auch On-Board-Units genannt - Anm.d.Red.) nicht durch neue ersetzt." Der Starttermin, der zunächst am 31. August in den Regelbetrieb gehen, dann am 2. November seinen Stapellauf erleben sollte, war vergangene Woche auf ungefähre Zeit verschoben worden. Angepeilt wurde Ostern 2004. Mit der Weigerung der Spediteure, sich am Probebetrieb beteiligen zu wollen, wird auch der Termin für den Regelbetrieb zunehmend unwägbar. (jm)