HPs PC-Spartenchef

Todd Bradley wartet auf eine Ansage

26.09.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Seit der gerade gefeuerte HP-Chef Léo Apotheker die Zukunft der Personal Systems Group (PSG) auf den Prüfstand gestellt hatte, wartet der Chef der PC-Sparte Todd Bradley auf eine klare Ansage.
PSG-Chef Todd Bradley: Sein Traum wäre ein börsennotierter Spin-off.
PSG-Chef Todd Bradley: Sein Traum wäre ein börsennotierter Spin-off.
Foto: Hewlett-Packard

Doch die neue Konzernchefin Meg Whitman hält sich bislang noch bedeckt. Sie versprach bis jetzt nur Klarheit bis Ende des Jahres. Gleichzeitig kündigte beziehungsweise drohte die CEO einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge aber auch einen frischen Blick auf die denkbaren Optionen an und erklärte, sie unterstütze die Entscheidung des HP-Boards, einen Spin-off der PSG zu evaluieren.

Bradley braucht dringend Klarheit. Der 52-jährige PC-Spartenchef hatte zuletzt keinen Hehl daraus gemacht, dass er HPs PC-Geschäft gern als separates Unternehmen führen würde. Seit dem 18. August (dem Tag der Apotheker-Ankündigung) reist Bradley um den Globus, um seine Mitarbeiter bei Laune und die komplexe Lieferkette am Laufen zu halten und vor allem verwirrte Kunden davon zu überzeugen, dass man PCs auch weiterhin bei Hewlett-Packard kaufen sollte.

"Das muss schon reichlich frustrierend sein, weil er wirklich andere Dinge tun könnte als alles und jeden zu überzeugen, dass HP nicht aus dem PC-Geschäfts aussteigt", sagte der Gartner-Analyst Martin Reynolds der Zeitung.

Bradley selbst hatte in einem Interview früher in diesem Monat eingeräumt, dass es auf Kundenseite Bedenken gebe und der Konzern seine Entscheidung nicht gut kommuniziert habe. "Da gibt es ganz klar Unsicherheit", so Bradley seinerzeit. "Wir bringen unsere Botschaft nicht so klar rüber wie wir sollten. Es gab Fehlinterpretationen auf breiter Front."

Bradley galt selbst als Kandidat für den HP-Chefsessel, bevor der Verwaltungsrat im Herbst 2010 überraschend Léo Apotheker holte. Der Manager arbeitete im Laufe seiner Karriere unter anderem für GE Capital, Dun & Bradstreet, FedEx und Gateway. Bevor er 2005 zu HP wechselte, war er CEO von palmOne, dem Hardwaregeschäft der Palm Inc. Palm wurde dann ja 2010 für 1,2 Milliarden Dollar von HP übernommen.

Obwohl das PC-Geschäft mit 5,5 Prozent Bruttomarge (im Vergleich zu zwölf Prozent für HP gesamt) alles andere als einfach ist, würde Bradley die PSG gern als börsennotierte Firma leiten. "Das ist sein Traumjob", dessentwegen Bradley auch schon andere Jobangebote aus der Industrie abgelehnt habe, zitiert das "WSJ" einen Insider. "Das hat er sich immer gewünscht."