TK-Standard macht jedermann ueberall jederzeit erreichbar Branchenriesen entwerfen Norm fuer die globale Kommunikation

02.12.1994

NEW YORK (CW) - IBM, Apple, AT&T und Siemens arbeiten gemeinsam an einem Uebertragungsstandard fuer Rechner- und TK-Netze. Zwar repraesentieren die vier Branchgroessen ein Marktpotential, das den Vorschlag zum Industriestandard werden lassen koennte, doch gibt es mit einem aehnlichen Loesungsansatz von Intel und Microsoft starke Konkurrenz, so die Einschaetzung von Analysten.

Die vier Mitglieder des Konsortiums haben handfeste Eigeninteressen an einer internationalen Harmonisierung der Computer-Telefon-Integration (CTI). Apple moechte die eigene Power- PC-Telefon-Schnittstelle "Geoport" und den PDA "Newton" aufwerten. Die Elektronikschmiede Siemens, deren amerikanische Tochtergesellschaft Rolm an der Entwicklung des Standards mitwirkt, ist an der Integration einer Schnittstelle in ihre Nebenstellenanlagen ebenfalls interessiert. Ausserdem haben die Muenchner den Apple-PDA lizenziert. AT&T und IBM versprechen sich eine Verbesserung ihrer Datenkommunikationsdienste.

Voraussetzung fuer einen Erfolg der Initiative ist jedoch die Einigkeit des Konsortiums, denn es tritt gegen eine aehnliche Loesung unter der Federfuehrung von Microsoft und Intel an. Broeckelt die Allianz, koennte das die Entwicklungsvorhaben der unabhaengigen Softwarehaeuser zum Erliegen bringen. Diese sind jedoch notwendig, um der Technik zur breiten Akzeptanz zu verhelfen. Obwohl Details noch nicht veroeffentlicht wurden, ist laut der amerikanischen CW- Schwesterpublikation "Network World" bekannt, welche Themen im kleinen Kreise diskutiert werden.

Beispielsweise arbeiten die vier Konsortiumsmitglieder an einer Videokonferenz-Bridge fuer Computer und PBX-Systeme (Private Branche Exchanges = Nebenstellenanlagen). Zudem soll es weitere Entwicklungen in Richtung ISO-Ethernet geben, einer Erweiterung des LAN-Standards zur Uebertragung von Sprache ueber einen isochronen 64-Kbit/s-Kanal zum lokalen Netz.

Die IBM steuerte zudem einige Vorschlaege bei, um ihre Loesung "Callpath" an AT&Ts Telephony Service Application Programming Interface (TSAPI) anzupassen. Im Laufe des naechsten Jahres soll der Standard ausgereift sein, der zudem eine Verbindung zu mobilen Rechnern und PDAs vorsieht.

Eine weitere Aufgabe, die auf der Agenda des Konsortiums steht, ist die Definition einer universellen physikalischen Schnittstelle zwischen Desktop und Telefon. Apples Interface Geoport wird in das Design der Schnittstelle eingehen. Es wird zwar von AT&T und Siemens unterstuetzt und optional mit dem Power-PC geliefert, ist jedoch von den PC-Herstellern noch nicht akzeptiert.

Intel und Microsoft arbeiten derweil weiter an der eigenen seriellen Hochgeschwindigkeits-Schnittstelle "Serial Bus", die zudem von Compaq favorisiert wird. Das 5-Mbit/s-Interface soll laut Terminplan im ersten Quartal 1995 erstmals der Oeffentlichkeit praesentiert werden und ab dem dritten Quartal produktionsreif sein.