TK-Sicherheit: Wenn der Hacker zweimal klingelt

02.05.2002
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

fortgeschritten ist als die organisatorische.

Die Kombination unterschiedlichster Systeme zu einem Verbund birgt laut Scheucher paradoxerweise gerade aufgrund der herstellerspezifischen Erweiterungen in Sachen Security große Risiken: „Zwar besitzen die einzelnen Komponenten per se Sicherheitsfunktionen, es ist aber alles andere als einfach, im Verbund ein Security-Konzept zu realisieren.“

Erschwerend tritt hinzu, dass die Konfiguration vieler TK-Anlagen einer Einladung an Datendiebe gleichkommt: Nur allzu oft werden die Default-Passwörter für die Wartungszugänge nicht verändert, oder Serviceunternehmen konfigurieren alle von ihnen betreuten TK-Anlagen mit einem Standardpasswort. Dieses Problem ist auch den TK-Herstellern bekannt. So empfiehlt etwa Kurt Schumacher, Marketing-Director Enterprise-Geschäft bei Nortel Networks, den Anwendern mit Blick auf das Passwortrisiko, sich vom Lieferanten der TK-Anlage oder dem betreuenden Dienstleister schriftlich versichern zu lassen, dass die PBX sicher konfiguriert ist.

Eine Garantie, die jedoch nur bedingt weiterhilft, wenn der Hersteller etwa nur ein Master-Passwort für alle Administrations- und Konfigurationsfunktionen implementiert hat. Deshalb hält es Christiansen für ratsam, dass auch in einer PBX - ähnlich wie bei den Netz-Betriebssystemen der Server mit Drucker-, Mail-Admin etc. - eine hierarchische Rechtearchitektur implementiert wird. In diesem Zusammenhang wirft er einem Teil der Anbieter vor, noch nicht einmal die notwendigsten Mechanismen vorzusehen, die man brauchen würde, um detaillierte Security-Maßnahmen treffen zu können.

Falsche Konfiguration erleichtert Angriffe

Diese Kritik kann man beim größten deutschen Hersteller von TK-Anlagen, der Siemens AG, nicht nachvollziehen. Für die Münchner ist das Sicherheitsrisiko kein Problem der TK-Anlagen an sich. Sie erkennen die Ursachen vielmehr in einer falschen Konfiguration der Anlagen. Deshalb rät Siemens, wie andere Hersteller auch, beim Kauf einer PBX gleich die Consulting-Leistungen der Hersteller mit zu ordern oder Spezialisten von dritter Seite hinzuzuziehen.