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TK-Anlagen-Outsourcing wird populär

24.05.2006
IP-Centrex-Dienste eröffnen eine Alternative zur eigenen TK-Anlage.

Im Gegensatz zu den USA und Kanada sind Centrex-Dienste hierzulande noch nicht sehr weit verbreitet. Doch mit dem Durchbruch von Voice over IP könnte sich das nach Ansicht des Sindelfinger IP-Telefonie-Herstellers Innovaphone sehr schnell ändern. Neben den großen Business-Providern, so die Beobachtung der Sindelfinger, drängten vermehrt auch City- und Regio-Carrier mit All-in-One-Angeboten auf den Markt, die neben dem Internetzugang auch Sprachdienste beinhalten. So offerieren fast alle namhaften Netzbetreiber mittlerweile entsprechende Services, wie etwa Telefonica Deutschland oder Magdeburg-City-Com, um nur zwei zu nennen.

Was beim Webhosting längst Praxis ist, könnte sich auch bei der IP-Business-Telefonie als Erfolgsmodell entpuppen: Anwendungen, die - wie etwa die Telefonie - nicht zum Kerngeschäft gehören, werden einfach an einen Service-Provider ausgelagert. Das Equipment für das Management der Anrufe und die gesamten Dienste, etwa Voice-Mail und Unified-Messaging, gehört dem Provider und wird auch von diesem betrieben. Die Telefonanlage steht in diesem Fall nicht in den eigenen Firmenräumen, sondern bei dem lokalen oder regionalen Netzbetreiber.

Der Kunde hat dabei die Wahl zwischen einer mandantenfähigen Lösung, bei der mehrere Kunden auf ein und dieselbe Anlage beim TK-Anbieter zugreifen (IP Centrex) oder einer Lösung mit dedizierter Hardware, die im Rechenzentrum des Service-Providers für ihn betrieben und gewartet wird (Hosted PBX). In beiden Fällen sind die Anwender über ein IP-Backbone an das System angebunden und nutzen für die gesamte Daten- und Sprachkommunikation nur noch eine Verbindung.

Die Grundidee dahinter ist keineswegs neu: Das Centrex-Prinzip (Central Office Exchange) wurde bereits in den 60er Jahren von den Bell Laboratories entwickelt und stieß in den USA und Kanada auf reges Interesse - vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen. Schätzungen zufolge wird in diesen beiden Ländern derzeit etwa jede vierte installierte Nebenstelle von einer Centrex-Lösung bedient. In Europa konnte sich dieses Modell dagegen lange Zeit nicht durchsetzen. Doch das könnte sich, so die Meinung von Innovaphone, mit dem Aufkommen von Voice over IP ändern. Zumal Punkte wie verfügbare Bandbreite oder Quality of Service (QoS) heute kein Problem mehr sind.

Für IP-Centrex-Lösungen sprechen zudem einige praktische Aspekte: So fallen die Wartungsarbeiten, die eine eigene TK-Anlage erfordert, vollständig weg. Und Themen wie Skalierbarkeit oder Sicherheit tangieren den Nutzer nur insoweit, als er sich vergewissern sollte, dass sein Provider sich ausreichend darum kümmert. Und last but not least kann die Kostenersparnis beim Outsourcing gegenüber dem Betrieb und der Wartung einer klassischen TK-Anlage bis zu 40 Prozent betragen. Allerdings warnt Dagmar Geer, Vorstand der Innovaphone AG, zugleich vor überhöhten Erwartungen: "Standardisierte IP-Centrex-Dienste stoßen an ihre Grenzen, wenn bei der Telefonie ein hohes Maß an Individualität gefragt ist." (hi)