Version 3.6 ist ab sofort verfügbar

Tivoli krempelt die Architektur seiner Management-Plattform um

02.10.1998

Mit der neuen Software führt Tivoli eine dreistufige Architektur ein, die aus einem "Endpoint Manager", "Endpoint Gateways" und den "Endpoints" besteht (siehe Grafik). Mit dieser Änderung geht vor allem eine bessere Skalierbarkeit und Leistungsfähigkeit einher, denn Tivoli trägt das gesamte Management-Spektrum in Form von leeren Corba-Strukturen bis in die Clients.

Leistungsgrenzen werden aufgeweicht

Der Endpoint Manager, die höchste Instanz der dreistufigen Architektur, entspricht dem bisherigen Tivoli Region Manager, der bis dato maximal 200 Managed Nodes verwalten konnte. Diese Begrenzung wird aufgeweicht. In der alten Version mußte jeder operative Server, der uneingeschränkt in die Tivoli-Verwaltungsmöglichkeiten eingebunden werden sollte, als Managed Node eingerichtet werden.

Die IBM-Tochter löst dieses Verfahren nun ab. Nach wie vor lassen sich lediglich 200 Enterprise Gateways durch einen Management-Server verwalten, jedoch muß nicht jeder Server als Enterprise Gateway deklariert werden. Diese nutzen zwar weiterhin die durch die Managed Nodes bekannten Verwaltungsmechanismen (Tivoli nennt dies das "klassische Framework"), geändert wurde aber die darunterliegende dritte Schicht der TES-Architektur.

Mehr Intelligenz für Agenten

Um die operativen Server wie auch die Clients uneingeschränkt in das Management einzubeziehen, greift Tivoli in der neuen Version auf Agenten zurück, die - auf den Rechnern installiert - den Management-Code ausführen.

Tivolis Agententechnologie unterscheidet sich von vorhandenen Verfahren etwa von BMC oder Platinum darin, daß sie auf einer leeren Corba-Struktur beruhen. Die "Tivoli Management Agents", die maximal 300 KB Speicher und je nach Anwendung 5 bis 10 MB Cache-Speicher benötigen, beziehen ihren ausführbaren Code von dem Enterprise Gateway, dem sie zugeordnet wurden. Dadurch trägt Tivoli das gesamte Management-Spektrum bis in die Endpoints. Die bislang nur eingeschränkt verwaltbaren Managed PCs werden in der neuen Architektur nicht mehr benötigt.

Aufgrund dieser Architektur, in der die zu verwaltenden Ressourcen die Management-Anweisungen von der nächsthöheren Schicht erhalten, können die einzelnen Endpoint Gateways mehrere tausend Clients und Server bedienen. Die Datenbanken etwa mit Konfigurations-Informationen sind am Gateway gespeichert, der Backup-Aufwand reduziert sich somit.

Die Endpoints konfigurieren sich laut Tivoli selbsttätig, der Agentencode muß jedoch zunächst auf die Ressourcen installiert werden. Trägt der PC, die Workstation oder der Server ein "Tivoli-Ready"-Logo auf seinem Gehäuse, ist der Agent bereits aufgespielt. Ist das nicht der Fall, benötigt der Anwender einen Browser, um per Pull-Mechanismus die Software auf den Rechner zu ziehen. Des weiteren kann der Agent mittels des NT- oder Netware-Login-Scripts verteilt werden.

Die Identität der zum Großteil in Java geschriebenen Agenten basiert nicht mehr auf einer festen IP-Adresse. Das macht die Einbindung mobiler Anwender in das Management einfacher, da das Dynamic Host Configuration Protocol (DHCP) genutzt werden kann.

Die Endpoints beziehungsweise TMAs sind für alle Windows-Betriebssysteme, OS/2, Netware (nicht jedoch 5.0) sowie die Unix-Derivate von Hewlett-Packard, IBM und Sun Microsystems ausgelegt. Endpoint Manager und Endpoint Gateway können auf Systemen mit Windows NT, Sun Solaris, Sun-OS, AIX sowie HP-UX laufen. Damit, so Andreas Gillhuber, Marketing-Manager für Tivoli in Deutschland, habe man zunächst die wichtigsten Unix-Derivate abgedeckt, weitere sollen in den nächsten Monaten folgen.

Das Ziel: Der Mainframe als Management-Server

Angekündigt wurden zudem Management-Agenten, die unter IBMs OS/400 und OS/390 laufen. Damit ließen sich auch diese Boliden in das Management der Tivoli-Software einbinden. Ein langfristiges Ziel ist zudem, die Mainframe-Welt enger mit der Architektur zu verknüpfen. So sollen künftig Großrechner auch als Management-Server eingesetzt werden können. Einen verbindlichen Zeitplan für die Umsetzung dieser Ziele mochte der Hersteller allerdings nicht nennen.

Tivoli konnte allerdings nicht umhin, mit der Vorstellung des aktuellen Release einen Ausblick auf die nächste Version 4.0 zu verknüpfen. Dort soll die Corba-Struktur bis in die Enterprise Gateways fortgeführt werden, so daß die in der zweiten Management-Schicht bestehende Grenze von 200 Elementen fällt. Zudem soll dann die bis dato immer noch nicht vollständige Integration von Netview abgeschlossen werden. Zur Zeit fehlen immer noch die einheitliche User-Verwaltung und gemeinschaftliche Policy-Vereinbarungen.

Terminologie

Der Endpoint ist die zu verwaltende Ressource. In der neuen Architekur können dies sowohl Server als auch Clients sein. Dort führt der Tivoli Management Agent "TMA" den Management-Code aus.

Ein Endpoint Gateway läuft auf einem Managed Node und stellt zum einen die Verbindung zu den zu verwaltenden Ressourcen her (Endpoints), zum anderen hält es den Kontakt zum Tivoli-Server. Das Gateway übernimmt zudem "fan-in"- und "fan-out"-Funktionen. Bei Softwaredistribution verteilt der Tivoli-Server Updates an die Enterprise Gateways (fan-out). Von dort gelangen sie zu den Endpoints. Umgekehrt werden Daten der Endpoints via Gateway zum Server vermittelt (fan-in).

Der Endpoint Manager läuft auf dem Tivoli-Server, enthält und pflegt die Endpoint-Liste samt Tivoli Management Agents (TMA). Pro Server lassen sich mehrere logische Verwaltungsregionen einrichten.