Verwaltung von Service-Levels stärker im Blick

Tivoli konzentriert Management-Suite

26.04.2002
MÜNCHEN (CW) - IBM richtet seine Tivoli-Produktsuite neu aus. Unter dem Schlagwort "Business Impact Management" soll die Software Anwendern nun deutlicher zeigen, welche Auswirkungen bestimmte Vorfälle im Bereich der IT auf die Geschäftsprozesse des Unternehmens haben.

Insgesamt 30 Produkte wurden überarbeitet und erweitert, um dem Anspruch gerecht zu werden, nicht nur die IT, sondern auch die Leistung und Verfügbarkeit der von ihr abhängigen Prozesse sicherzustellen. Ziel ist es dabei, nicht mehr länger einzelne IT-Elemente wie Datenbank-Server, das Netzwerk oder Application-Server getrennt voneinander zu betrachten, sondern eine eher ganzheitliche Sichtweise auf komplexe Abläufe im Unternehmen zu ermöglichen.

Ganz neu ist dieser Ansatz nicht: Anbieter wie Concord ("E-Health") oder Aprisma ("Spectrum") bieten schon seit geraumer Zeit Anwendern die Möglichkeit, IT-Komponenten im Hinblick auf die davon abhängigen Geschäftsprozesse übergreifend zu überwachen. Tivoli selbst hatte auf seiner letztjährigen Anwenderkonferenz "Planet Tivoli" kräftig die Werbetrommel für dieses Konzept gerührt.

Eigenen Angaben zufolge hat der Hersteller 16 Monate in die Überarbeitung des Produktportfolios gesteckt. Dabei habe man sich nicht nur darum bemüht, die Leistungsfähigkeit einzelner Lösungen zu erhöhen, sondern auch die Installationszeiten für die Software zu reduzieren. Statt mehreren Wochen oder Monaten soll es jetzt nur noch einige Tage dauern, bis die Management-Systeme genutzt werden können. Als Beweis für die verbesserte Performance verweist Tivoli unter anderem auf den "Configuration Manager 4.1". Hier sei es gelungen, die zum Scannen des vorhandenen Inventars benötigte Zeit um die Hälfte zu reduzieren. Daneben geht es dem Hersteller eigenen Aussagen zufolge darum, stärker Selbstheilungskonzepte wie IBMs "Eliza" zu unterstützen.

Mit Websphere und DB2Das vorhandene Lösungsportfolio unterteilt Tivoli jetzt offiziell in die vier Bereiche Konfiguration/ Betrieb, Performance/Verfügbarkeit, Sicherheit sowie Storage. Diesen zugrunde liegt eine Schicht gemeinsamer Dienste (Core-Services). Dazu gehört neben der einheitlichen Bedienoberfläche IBMs Directory, die Datenbank DB2 als Data Warehouse sowie eine auf "Websphere" aufsetzende Web-Infrastruktur.

Sowohl Websphere als auch DB2 bietet Tivoli kostenlos mit anderen Einzelprodukten seiner Management-Suite an. DB2 stellt die Grundlage für das zentrale "Enterprise Data Warehouse" dar, das als Repository für Informationen dient, die über einzelne Verwaltungs-Tools von Tivoli oder anderen Herstellern erfasst wurden. Diese Werte lassen sich mit Hilfe des neuen "IBM Tivoli Service Level Advisor" auswerten, um Trends und Entwicklungen im Bereich der IT zu erkennen und Probleme möglichst vorherzusagen, bevor sie akut werden.

Im Zuge der Überarbeitung hat die gesamte Tivoli-Produktpalette eine Straffung erfahren: Aus den mehr als 170 Einzelprodukten hat der Hersteller nun aus Gründen der Übersichtlichkeit und der Integration 32 Bündel geschnürt. So wurden beispielsweise die Datenbank-Management-Lösungen für DB2, Oracle und Informix zu "Tivoli Monitoring for Databases" zusammengefasst, das alle Konnektoren für die einzelnen Datenbanken enthält. Ähnlich verhält es sich mit "Tivoli Manager for Applications", das die bislang getrennten Lösungen zur Verwaltung von Siebel-, SAP-, Oracle- und Peoplesoft-Produkten vereint.

Netview meets Enterprise ConsoleDie Meta Group beurteilt die Straffung als einen "guten Start", rät aber Anwendern, die bereits Tivoli-Lösungen einsetzen, unbedingt gemeinsam mit dem Anbieter eine Portfolio-Analyse vorzunehmen. Dabei sollte festgestellt werden, welche der Tools sie besitzen und welche der neuen Funktionalitäten sie möglicherweise bereits in Form von anderen Produkten nutzen.

Integriert wurden zudem Tivolis "Netview" und die "Enterprise Console". Dahinter steht die Absicht, das Management der Netzinfrastruktur und die Verwaltung von Systemen und Anwendungen stärker miteinander zu verzahnen. Dadurch, dass Ereignisse aus diesen bislang getrennten Bereichen nun miteinander korreliert werden können, sei es möglich, im Falle des Auftretens von Problemen eine schnellere und genauere Ursachenforschung zu betreiben.

IBM präsentierte zudem Version 4.1 seines "Directory Server". Dieser setzt auf dem Lightweight Directory Access Protocol (LDAP) auf und soll dazu dienen, Sicherheitsinformationen zu synchronisieren und eine Basis für übergreifende Authentifizierungsanwendungen in Unternehmen zu bieten. Die bislang unter dem Namen Tivoli Disaster Recovery Manager bekannten Tools sind ab sofort im "Storage Manager 5.1" integriert. Die Lösung ist sowohl für das Backup von Daten als auch für Disaster Recovery ausgelegt.

Tool erkennt SwitchesNeu im Angebot sind zudem der "Tivoli Switch Analyzer" und der "Tivoli Privacy Wizard". Der Switch Analyzer ist laut Hersteller in der Lage, automatisch alle Layer-2-Switches im Netz zu erkennen und zu erfassen. Außerdem kann das Tool so konfiguriert werden, dass es eventuelle Veränderungen selbständig erkennt. Beim Privacy Wizard handelt es sich um ein kostenloses Tool, das Anwender bei der Definition von Sicherheitsrichtlinien im Unternehmen unterstützen soll.

Die neuen Produkte sind ab sofort erhältlich. Im Rahmen von IBMs "Passport Advantage Licensing Model" besteht die Möglichkeit, die Software zu "flexiblen Preisoptionen" zu beziehen. (ave)

Neuerungen im Überblick- Produktpalette durch Bündelung von 170 Lösungen auf 32 gestrafft;

- Überarbeitung einzelner Angebote mit dem Ziel der kürzeren Implementierungszeit und der verbesserten Leistung im laufenden Betrieb;

- Konzentrierte Ausrichtung auf das Management von Geschäftsprozessen;

- Verstärkte Einbindung von DB2 als Enterprise Data Warehouse und Websphere für Web-Infrastruktur;

- Integration von Netview und Enterprise Console;

- neue oder überarbeitete Produkte (Auswahl): Switch Analyzer, Directory Server 4.1, Storage Manager 5.1, Configuration Manager 4.1, Workload Scheduler 8.1.